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Berlin: Senat stoppt Sanierung der Synagoge

Innensanierung des ältesten jüdischen Gotteshauses Berlins an der Rykestraße in Pankow auf unbestimmte Zeit verschoben

Pankow. Große Enttäuschung in der Jüdischen Gemeinde Berlins: Die Sanierung der Synagoge in der Rykestraße wurde gestoppt. Aufgrund der Haushaltslage hat die Kultursenatsverwaltung die für die Innensanierung des Gotteshauses vorgesehenen Mittel wieder aus der Investitionsplanung gestrichen. Für knapp 2,5 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren die Außenfassade und das Dach der ältesten Synagoge Berlins saniert. Eine weitere Million war für die Innensanierung vorgesehen. Sie wurde nun auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die Streichung der Mittel sei ein schwerer Schlag für die Jüdische Gemeinde, sagt deren Vorsitzender Alexander Brenner. Er hoffe, dass das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen sei. „Schon vor Jahren hat man uns versprochen, dass diese Synagoge zu ihrem 100jährigen Jubiläum im Jahr 2004 vollständig restauriert sein wird“, so Brenner. In einem scharfen Brief an Kulturstaatssekretärin Krista Tebbe wolle er nun an dieses Versprechen erinnern.

Während man in der Kultursenatsverwaltung darauf hinweist, dass die Substanz des Gebäudes nicht gefährdet sei, hält die Jüdische Gemeinde die Sanierung für dringend erforderlich. „Innen fällt der Putz von den Wänden“, so Brenner. Außerdem sollten die provisorisch hergerichteten Fenster der Synagoge wieder denkmalgerecht gestaltet werden. Auch die morsche Empore müsse dringend restauriert werden. Zur Zeit ist sie aus statischen Gründen von der Bauaufsicht gesperrt.

Nur diese Synagoge und das Gotteshaus in der Pestalozzistraße haben die Pogromnacht im November 1938 weitgehend unbeschadet überstanden. Rund 30 andere wurden damals in Berlin zerstört. Die in einem Innenhof gelegene Synagoge in der Rykestraße wurde von den Tätern verschont, weil sie befürchteten, dass die Flammen auf die benachbarten Wohnhäuser übergreifen könnten. Jedoch vernichteten sie in jener Nacht die Inneneinrichtung des Hauses auf dem Hinterhof des Grundstückes. Später soll Hitlers Wehrmacht die Synagoge geschändet haben, indem sie die Räume als Lagerstätten und Pferdeställe missbrauchte. Vor diesem Hintergrund müsse die Sanierung der Synagoge trotz Sparmaßnahmen hohe Priorität haben, so Brenner. Inzwischen habe Kultursenator Thomas Flierl versprochen, sich der Sache persönlich anzunehmen.

Der neoromanische Bau entstand in den Jahren 1902 bis 1904 und bietet Platz für 2000 Gläubige. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Innere der Synagoge notdürftig wieder hergerichtet. Ab 1953 fanden hier, in der zweitgrößten Synagoge Berlins und der einzigen im Ostteil der Stadt, wieder Gottesdienste statt. Heute zählt das Haus zu den bestbewachten Gebäuden im Bezirk Prenzlauer Berg. s

Annekatrin Loos

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