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Sicherheit: Terror-Szenario im U-Bahnhof

Nach den Terroranschlägen in London hat die Berliner Feuerwehr für eine Rettungsübung eine Brandkatastrophe in der Berliner U-Bahnstation Jungfernheide nachgestellt - mit Theaternebel, aber ohne Panik.

Berlin (13.09.2005, 14:20 Uhr) - Bei der Übung am U-Bahnhof Jungfernheide trainierten am Dienstag Feuerwehrleute mit schweren Atemschutzgeräten die Rettung von Fahrgästen aus einer U-Bahn. Theaternebel sorgte für ein Qualm-Szenario. Die Feuerwehr wertete die Übung nach zwei Stunden als erfolgreichen «Einsatz».

«Anschläge wie in der Londoner U-Bahn würden in Berlin die Rettungskräfte aufs Äußerste herausfordern», sagte Feuerwehrsprecher Jens-Peter Wilke. Doch einen kleinen Trost haben die Retter: Die Berliner U-Bahn ist jünger als das Londoner Netz. Ihre Tunnel sind nicht so eng und liegen auch nicht so tief unter der Erde. Das erleichtert die Einsätze.

Besser als in der Übungsanlage der Berliner Verkehrsbetriebe lässt sich ein Brand kaum simulieren. In einem toten Gleis verwandelt der Theaternebel den U-Bahn-Tunnel in Sekundenschnelle in eine dicht verqualmte Röhre. Mit Atemschutz, der wie eine Tauchermontur wirkt, kämpfen sich Feuerwehrleute zum nachgestellten Brandherd am U-Bahn- Waggon vor. Rund 50 Kilo Ausrüstung muss jeder Mann schleppen: Rettungshauben für Verletzte, Räumgerät - und natürlich Schläuche. Wie tückisch U-Bahn-Anlagen sein können, zeigt die Übung schnell: Ein Wasserschlauch verklemmt sich hinter Bahnschwellen, Schotter und Gleise sind Stolperfallen.

Doch ein reales Szenario lässt sich auch hier nicht nachstellen. Im Ernstfall müssen die Retter gegen Temperaturen bis zu 1000 Grad ankämpfen. Eine Panik unter Fahrgästen lässt sich nicht simulieren. Bei der Übung geht es vor allem darum, dass Handgriffe sitzen.

Was geprobt wird, ist auch kein Terroranschlag, sondern eine technische Panne: Ein Zug hat sich festgebremst und qualmt. Die meisten Passagiere führt der Fahrer im Übungsszenario über Rettungsausstiege ins Freie. Zurück bleiben vier Statisten als «Verletzte» für die Feuerwehr. «Technische Pannen sind viel wahrscheinlicher als ein Terroranschlag», betont Robert Rath, Sprecher des Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und Technische Sicherheit. Gegen alle Arten von Katastrophen helfen seiner Meinung nach vor allem gute Notfallpläne.

Berliner Feuerwehrleute und auch die U-Bahnfahrer stellen Brand- Szenarien im Tunnel regelmäßig nach. «Die Einsatzursache ist letztendlich sekundär. Die Maßnahmen sind ja die gleichen», sagt Sprecher Wilke. Ein Brand im U-Bahntunnel bedeute immer Großalarm. Mindestens 100 Feuerwehrmänner rücken dann an - die ersten sollen nach acht Minuten da sein.

Dass U-Bahn-Waggons wirklich in Brand geraten, ist selten. Den Ernstfall gab es in Berlin zuletzt im Sommer 2000 am Bahnhof Deutsche Oper. Seit dem glimpflichen Ausgang der Beinahe-Katastrophe erhalten alte U-Bahnhöfe nach und nach einen zweiten Ausgang. Insgesamt gilt die U-Bahn aber als sehr sicheres Verkehrsmittel.

Die Übungen im U-Bahn Tunnel - mehr als 100 pro Jahr - passen die Planer regelmäßig der Realität an. Nach den Terroranschlägen in Madrid rechnen Feuerwehrleute beispielsweise auch damit, Sprengfallen auf ihren Rettungswegen zu finden. ()

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