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Berlin: „Sie verlangten Uhren und Frauen“

„Am Sonntag, 22. April, fielen in aller Frühe die ersten Granaten (…).

„Am Sonntag, 22. April, fielen in aller Frühe die ersten Granaten (…). Gegen 14 Uhr sah ich die erste russische Panzerspitze über KaulsdorfNord vordringen. (…) Die SS-Männer und die Polizeitruppe, die den Abschnitt verteidigten, wollten um die Kirche herum ein Widerstandsnest ausbauen. (…) Erhebliches Maschinengewehr- und Minenwerferfeuer ließ uns nicht mehr aus dem Keller. Zwischen 16 und 16 Uhr 30 kamen die ersten russischen Truppen. (…) Aus den umliegenden Häusern hörten wir Schreie von Verwundeten. (…) Etwas später drangen Russen in den Keller ein. Sie verlangten Uhren und Frauen. Die Uhren lieferten wir ab, Vergewaltigungen konnten wir in unserem Haus verhindern; ich hatte den Eindruck, daß auch mein schwarzes Gewand die Soldaten zurückhielt. Aber während der ganzen Nacht schrien die Frauen, ohne daß wir etwas für sie tun konnten.“

(Propst Heinrich Grüber, nach „Der Kampf um Berlin 1945 in Augenzeugenberichten“, Hg. Peter Gosztony, Karl Rauch Verlag 1970)

Tagebuch einer 15-Jährigen: „Vor einigen Tagen haben die Russen die erwartete Offensive auf Berlin begonnen. (…) Vati steht jetzt im Kampf. Werde ich ihn wiedersehen? Wie sinnlos dieser Kampf ist, das wußte er, aber die, die nicht mehr kämpfen wollen, werden erschossen. Wir hören die Artillerie von weitem. Es geht kein Strom, kein Telefon und es gibt keine Zeitungen mehr. (…) Wir klammern uns an die Hoffnung, daß vielleicht doch die Amerikaner vor den Russen hier sein werden.“

(Christa Ronke, Tagesspiegel-Leserin)

„Führerbefehl“ vom 22. April 1945: „An die Berliner Bevölkerung! Merkt Euch, jeder, der die Maßnahmen, die unsere Widerstandskraft schwächen, propagiert oder gar billigt, ist ein Verräter! Er ist augenblicklich zu erschießen oder zu erhängen! (…) gez. Adolf Hitler“

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