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Berlin: Sintflut in Babelsberg

Die Ur-Version von „Metropolis“ ist wohl für immer verloren

Vier große Wasserbassins, sechs mal acht Meter in der Bodenfläche und drei Meter hoch, dazu ein weiteres von ähnlicher Größe – die Wassermassen, die in „Metropolis“ den Großen Platz mit dem Gong überfluteten, hätten jedem „Titanic“Film Ehre gemacht. Die Sintflut wurden in Babelsberg gedreht, die Halle mit der Molochmaschine – sie lieferte die Inspiration zu dem Madonna-Video „Express Yourself“ – entstand in Staaken. Die Szenen sind längst legendär und lassen leicht vergessen, dass „Metropolis“ ein Torso ist: Der Film existiert nur noch in einer um ein Viertel gekürzten Version, die die Paramount für den US-Markt herstellen ließ. Ganze Handlungsstränge fehlen. Die Rekonstruktion von „Ur-Metropolis“ ist daher der Traum jedes Filmhistorikers. Enno Patalas zum Beispiel, ehemals Leiter des Münchner Filmmuseums, hat dem Film ein Gutteil seines Berufslebens gewidmet. Seit 1975 arbeitete er an seiner Fassung, 1987 hatte die „Münchner Version“ in Moskau Premiere.

1982 trat der Soundtrack-Komponist Giorgio Moroder auf den Plan. Im Wettstreit mit David Bowie erwarb er die Rechte an Langs Film und erstellte eine „Metropolis“-Fassung, die den Film zum Kult-Klassiker machte: mit New-Wave-Soundtrack, an dem Popgrößen wie Freddy Mercury, Bonnie Tyler und Adam Ant mitwirkten – und mit gnadenlos bunt eingefärbten Bildern.

Den letzten Rekonstruktionsversuch unternahm der Berliner Filmhistoriker Martin Koerber im Auftrag der Murnau-Stiftung. Seine Fassung hatte auf der Berlinale 2001 „Uraufführung“. Auf ihr beruht die zweiteilige DVD-Deluxe-Edition, die den Film mit der Originalmusik von Gottfried Huppertz und in technisch brillanter Qualität zeigt, ergänzt um eine Dokumentation von Patalas und weiterem Bonusmaterial (Transit Classics). til

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