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Gefragt. Bund und Länder steckten viel Geld in die Testzentren.

© imago images/Hohlfeld

„So viele Leute, wir kamen nicht hinterher“: Berliner Teststellen-Betreiber weist Betrugsvorwürfe zurück

Der Betreiber eines Testzentrums soll rund 50.000 Euro zu Unrecht abgerechnet haben. Vor Gericht widerspricht er. Die Abläufe seien zum Teil hektisch gewesen.

Als überall in der Stadt plötzlich Corona-Testzentren öffneten, ging auch Mohamad A. an den Start. „Ich habe einfach einen Antrag gestellt, Hygienekonzept und Skizze vom Laden eingereicht und bekam eine Zusage“, schilderte der 28-Jährige am Dienstag vor dem Amtsgericht Tiergarten. Die Geschäfte seien zunächst gelaufen – „so viele Leute, wir kamen nicht hinterher“.

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Die Staatsanwaltschaft allerdings geht davon aus, dass A. rund 50.000 Euro zu Unrecht abgerechnet habe – für Tests, die nicht oder nicht korrekt durchgeführt wurden. Er bestritt das nun und überreichte der Richterin ausgedruckte Listen, die eine korrekte Abrechnung belegen würden.

Die Anklage lautet auf gewerbsmäßigen Betrug und versuchten gewerbsmäßigen Betrug. Ab Juni 2021 betrieb A. ein Corona-Testzentrum in Charlottenburg. Für Juni, Juli und August soll er gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung falsche Angaben gemacht haben. Er habe Tests und dafür eingesetzte Testkits abgerechnet, die nicht oder nicht in dem Umfang durchgeführt worden seien.

Für Juni vorigen Jahres habe er 4363 Tests und eine entsprechende Anzahl an Testkits abgerechnet – „insgesamt waren in dem Abrechnungsmonat jedoch in dem von ihm betriebenen Testzentrum lediglich 1556 Tests erbracht worden“, heißt es in der Anklage.

Knapp 50.000 Euro seien zu Unrecht gezahlt worden – das Geld wurde auf das Konto seines Vaters überwiesen. Im zweiten Fall blieb es laut Anklage bei einem Versuch. Für Juli und August soll A. insgesamt rund 12.000 Tests geltend gemacht haben, obwohl es rund 2100 gewesen seien.

Er habe bis zu 18 Stunden täglich gearbeitet

Mohamad A. hörte es kopfschüttelnd. Alles sei korrekt gelaufen. Die Mitarbeiter – vier bis fünf seien es gewesen, darunter Vater und Bruder – seien ordentlich geschult worden.

Weil sie so viel zu tun hatten, es zum Teil hektisch ablief, sei auf mehreren Computern gearbeitet worden. Es habe parallele Listen gegeben. Er habe bis zu 18 Stunden täglich gearbeitet und danach nicht immer geschafft, die Daten zusammenzuführen. Das habe er jetzt nachgeholt.

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Im Zuge der kostenlosen Bürgertests waren in Berlin in kurzer Zeit Hunderte privat organisierte Teststationen entstanden. Die Registrierung der Teststellen erfolgte recht unkompliziert über ein Online-Verfahren des Senats. Inzwischen gibt es in Berlin fast 400 Verfahren im Zusammenhang mit mutmaßlich gefälschten Abrechnungen in Corona-Testzentren.

Vor knapp drei Monaten hatte die Polizei in Berlin eine mutmaßliche Bande von Betrügern gefasst. Die Gruppierung soll mit falschen Testzahlen in 18 Teststationen im ganzen Stadtgebiet rund neun Millionen Euro erschwindelt haben.

Mohamad A. blieb bis Ende Mai dieses Jahres Betreiber eines Testzentrums. Dann habe es ihm gereicht, sagte er nun. Staatsanwalt und Richterin wollen sich nun bis zum 12. Juli mit den eingereichten Unterlagen befassen.

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