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Berlin: Soll Berlin sich um Olympia 2016 bewerben?

Hamburg hat es längst begriffen: Olympia ist Gold wert. Wer die Spiele in die Stadt holt, steht im weltweiten Wettstreit um Aufmerksamkeit auf dem Siegertreppchen.

Hamburg hat es längst begriffen: Olympia ist Gold wert. Wer die Spiele in die Stadt holt, steht im weltweiten Wettstreit um Aufmerksamkeit auf dem Siegertreppchen. Darum darf Berlin die Chance auf Olympia 2016 jetzt nicht verspielen. Die Hauptstadt muss den Staffelstab von Leipzig übernehmen und sich als Austragungsort bewerben. Barcelona hat gezeigt, dass der olympische Effekt unbezahlbar ist. Mit den Spielen 1992 hat sich die Stadt neu erfunden – und macht bis heute Gewinn: Die Zahl der Übernachtungen hat sich verdoppelt, die Wirtschaft profitiert noch immer. Wenn sich Berlin nun im zweiten Anlauf bewirbt, zeigen wir der Welt, dass wir es besser können als einst. Schließlich bringt die Stadt heute mit, was ein Kandidat braucht: Metropolenflair, Hotelbetten, Infrastruktur. Die für Olympia 2000 konzipierten Sportstätten wie das Velodrom und die Max-Schmeling-Halle stehen, das Olympiastadion ist so gut wie neu, die Anschutz-Arena kommt. Schon durch die erneute Bewerbung würde sich Berlin modernisieren und international profilieren. Staatliche und private Gelder könnten fließen, Millionenzuschüsse vom IOC würden folgen. Und selbst, wenn schon 2012 eine europäische Metropole Ausrichter werden sollte: Man muss die Muskeln früh spielen lassen, um die Spiele, wenn nicht mit der zweiten, dann eben mit der dritten Bewerbung in die Stadt zu holen. Berlin an die Startblöcke: Achtung, fertig, los!

Berlin braucht die Hilfe des Bundes und der anderen Länder. Braucht finanzielle Unterstützung – und bittet darum nicht nur, sondern klagt sie ein: vor dem Bundesverfassungsgericht. Das ist notwendig und auch legitim. Ein freundlicher Akt aber ist es nicht. Zugleich wird Berlin auch nach einer erfolgreichen Klage besser fahren, wenn es an die Solidarität der anderen Länder appellieren kann. Doch Solidarität ist eine Sache der Gegenseitigkeit.

Weniges wäre schädlicher als der Eindruck, die Hauptstadt könne den Hals nicht voll kriegen. Zum Beispiel, indem sie sich in den Wettbewerb um eine deutsche Kandidatur für die Olympischen Spiele 2016 drängt. Gegen Hamburg, das Leipzig in der nationalen Ausscheidung knapp unterlag, gegen die anderen Bewerber, die das Risiko bereits einmal auf sich genommen haben. Das Risiko nämlich, für einen sehr ungewissen Ertrag Geld auszugeben. Und das ist das zweite: Schon eine Olympia-Bewerbung als solche kostet so einige Millionen – die wieder an anderer Stelle gespart werden müssten. Wer wäre wohl bereit zu zahlen: die Lehrer, die Eltern, die Opernfreunde? Wenn die Rede vom „Mentalitätswechsel“ wirklich einen Sinn haben soll, dann muss sich diese Stadt, ihre Regierung und ihre Bevölkerung nüchtern der Realität stellen. Dann setzt sie keinen Heller auf rosige Träume von Großartigkeit. Sondern überrascht zur Abwechslung mal mit etwas ganz anderem: Bescheidenheit. Holger Wild

Annette Kögel

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