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Hier könnten Möbel stehen: Virtueller Wohnungsrundgang in der Leipziger Straße 48.

© Sreenshot: Tsp

Sonnige Aussichten: IT-Entwickler bastelt an digitalen Wohnungsbesichtigungen

Keine Schlangen im Treppenhaus, kein Termindruck. Aus öffentlichen Daten entwickelt ein IT-Unternehmer virtuell begehbare Räume. So sollen Wohnungssuchende bequem von der Couch auf Besichtigungstour gehen können. Ein Ersatz für den persönlichen Besuch?

Ein Klick – die Mittagssonne scheint durch den Balkon in das leere Wohnzimmer. Ein Klick – der Blick am Abend aus dem Schlafzimmer. Draußen liegt Berlin und ein Park; wie heißt der? Ah, der Name steht dabei. Zeit, sich die Umgebung anzuschauen – im Webbrowser.

Nach und nach stellt Berlin Daten der Stadt ins Netz, die jedem zugänglich sind. Das Projekt „Flat Match“ nutzt diese und bietet virtuelle Wohnungsbesichtigungen im Webbrowser an. Ähnlich wie bei Google Street View kann sich der Wohnungssuchende durch die leeren Räume klicken und sich auch die Umgebung der Wohnung anschauen – die Ansicht ist dabei „clean“, es gibt also keine Menschen, Autos oder Einblicke in fremde Wohnungen. Nur in die, in der man bald wohnen könnte.

Aus dem Grundriss der Wohnungsbaugesellschaft erstellt das Programm völlig automatisch die Wohnung virtuell. Jeder kann sie begehen und die Zimmer in der richtigen Proportion sehen. So spart man sich den Weg zu Wohnungen, die schon beim Betreten wieder von der Merkliste verschwinden würden.

"Ein erstaunlich realitätsnaher Einblick"

„Die Besichtigung zeigt die Lichtverhältnisse zu bestimmten Tageszeiten“, sagt Robert Buchholz, der Entwickler des Projekts. Man bekommt einen erstaunlich realitätsnahen Einblick in die Wohnung, doch wenn man etwas gefunden hat, was passen könnte, muss man doch hin zur Besichtigung. Daten zum Lärmpegel, eine Speicherfunktion und eine zum Einbetten von Möbeln wie Einbauküchen gibt es nämlich noch nicht. Zumindest am letzten Punkt wird schon gearbeitet. Es sollen Fotos der Möbel in die 3-D-Besichtigung integriert werden.

Trotzdem ist das Projekt schon jetzt marktreif. „Zurzeit hat der Anbieter Immobilienscout24 Interesse an Flat Match“, sagt Robert Buchholz. Es gebe aber noch keine konkreten Verhandlungen. Möglich wäre für ihn auch, sein eigenes Immobilienportal zu gründen. Er wäre dann Konkurrent statt Partner.

Auch die Wohnungsbaugesellschaften haben bisher kaum Interesse an dem Projekt, weil sie die Grundrisse aller Wohnungen in die Inserate einbetten müssten; das passiert aber ohnehin bei den meisten Wohnungsanzeigen. Vielleicht befürchten sie auch, dass viele Makler arbeitslos würden.

Erste Wohnungen für Berlin und Magdeburg können unter www.flatmat.ch besichtigt werden.

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