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Mit Leib und Seele.

© Georg Moritz

SONNTAGS um zehn: Stepptanzklatschgesang

Zur Christ Faith Tabernacle Church kommt der Pastor jeden Sonntag aus London.

Schon seit einer halben Stunde heizt die Lobpreisgruppe mit Sängern, Trommeln und Keyboard die Stimmung an: „Lobt den Herrn, halleluja, halleluuujaaa!“ Hüften kreisen, es wird gesteppt, geklatscht, gerüttelt und geschüttelt. Lebensfreude pur. Und jetzt steht er vor ihnen: Pastor Theo Adisa. Um halb vier ist er aufgestanden, um halb sieben ist er in London ins Flugzeug gestiegen. Jetzt ist er hier. So wie jeden Sonntag. „Kein Weg ist zu weit für Gott“, sagt er. „Denn Gott tut auch alles für uns.“ Das hat er selbst erlebt. Seine Frau konnte nicht schwanger werden. Sie haben gebetet und gebetet – und heute drei Kinder. Eine Tochter ist Investmentbankerin, eine andere studiert Jura, der Sohn will Arzt werden. „Gott heilt, Gott greift ein ins Leben, jetzt und hier“, davon ist Pastor Adisa fest überzeugt.

Seit vier Jahren gibt es die „Christ Faith Tabernacle International Church“ (CFT) in Berlin, seit zwei Jahren in einem Bürohaus im Gewerbegebiet Marzahn. Jeden Sonntag kommen hier 70, 80 Menschen zusammen, die meisten sind zwischen 20 und 40, stammen aus Nigeria, Uganda oder Kenia. Etliche haben einen deutschen Pass. Die CFT ist Familie, Anker und Motor in ihrem Leben.

Welcher Monat ist der Februar?, ruft Pastor Adisa. Auf dem Beamer hinter ihm steht die Antwort: „Month of Power“. Alles läuft hier auf Englisch, eine junge Frau übersetzt auf Deutsch. „Oh Lord, gib mir Kraft, zeige mir, wer ich bin, welchen Weg ich gehen soll, lass mich stark werden.“ Pastor Adisa nimmt Fahrt auf, spricht, ruft, schreit im Stakkato, so schnell, dass die Übersetzerin nicht mehr mitkommt. Die Botschaft wird auch so deutlich, sie ist so schlicht wie klar: Vertraue auf Gott, und du findest deinen Weg im Leben.

Kingsley Ogbebor in der ersten Reihe hat die Hände gefaltet und die Augen geschlossen. Er stammt aus Nigeria, arbeitet als Netzwerkadministrator und ist 50 Jahre alt. Vor ein paar Jahren war er in London auf Jobsuche. Ein Konzern suchte einen Distriktmanager. Er wollte die Stelle unbedingt. In London hatte er zufällig die Leute von der CFT kennengelernt, die dort ihren Hauptsitz hat. Sie sagten ihm: Du bist schwarz, und du brauchst dich nicht kleinzumachen. Der Herr liebt dich wie alle anderen auch. Du hast Rechte, nimm dir, was dir zusteht. So etwas hatte er nie gehört, sich selbst immer abgewertet. In Berlin hatte er nur Putzjobs bekommen. In London ging er mit neuem Selbstbewusstsein zum Vorstellungsgespräch. Er bekam die Stelle. Als er nach Berlin zurückkehrte, brachte er seine Kirche mit.

Ogbebor und die anderen sind überzeugt: Was in der Bibel steht, ist wörtlich zu nehmen. Auch die Passagen über die Endzeit und Satan, der überall angreift, Kinder drogensüchtig macht, sie vom Lernen abhält. Die Gemeinschaft trifft sich nicht nur zum Gottesdienst, sondern engagiert sich sozial. Sie sammeln Kinder von der Straße auf, helfen bei den Hausaufgaben. Ogbebor ist in der SPD und lädt Anwälte und Politiker ein, damit sie die Gemeindemitglieder über ihre Rechte und Pflichten als angehende Deutsche aufklären. Die Lobpreisgruppe trat schon bei Veranstaltungen im Bezirk auf. Als nächstes Projekt wollen sie ein Bürohaus in der Nähe kaufen. Dann ist auch Platz für eine Obdachlosenunterkunft und Drogenberatung. „Du kannst alles erreichen, was du dir vornimmst“, ruft Pastor Adisa. „Du musst nur fest an Gott glauben und dich ganz und gar an das halten, was er von dir will.“ Claudia Keller

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