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Berlin: Spandau: Auf Gebirgstour in Kladow

Eigentlich würde man hier im Spandauer Südosten eher eine Tieftaucherschule vermuten als ein Übungszentrum für Höhentraining. Dass nicht nur der Glaube Berge versetzen kann, beweist jetzt ein örtliches Fitness-Studio in Kladow.

Eigentlich würde man hier im Spandauer Südosten eher eine Tieftaucherschule vermuten als ein Übungszentrum für Höhentraining. Dass nicht nur der Glaube Berge versetzen kann, beweist jetzt ein örtliches Fitness-Studio in Kladow. Dort, wo die 60 Meter hohen Fuchsberge bisher ein voralpines Maximum darstellten, herrschen plötzlich klimatische Verhältnisse wie auf dem Matterhorn. Dennoch sucht man vergeblich nach schneebedeckten Gipfeln. Der Weg zur Spitze besteht aus ein paar Treppenstufen, der Viereinhalbtausender steht im ersten Stock und ist durchsichtig.

Lange Zeit war das so genannte Höhentraining Spitzensportlern vorbehalten. Sie mussten sich bisher wie Taucher durch eine Schleuse in eine Druckkammer zwängen oder eine unbequeme Atemmaske tragen. Die von der Firma Tosma im Sportforum Hohenschönhausen entwickelte Methode hat alles wesentlich vereinfacht. In einer rund 27 Kubikmeter großen Kunststoffkabine wird der Luft mit Hilfe spezieller Generatoren ein Teil des Sauerstoffs entzogen und so individuell eine scheinbare Höhe zwischen 2500 und 4500 Metern simuliert.

Liegt der Sauerstoffanteil im Flachland bei 19,9 Prozent, sind es in 4000 Metern Höhe nur noch knapp zwölf Prozent, berichtet Rebecca Schäfer, die Leiterin des Kladower Pro-Motion-Studios. Weil dort oben selbst Profis schnell ins japsen kommen, reagiert der Organismus prompt. Er verstärkt die Produktion der roten Blutkörperchen. Das verstärkt die Leistungsfähigkeit, besonders dann, wenn man auf den atmosphärischen Boden der Tatsachen zurückkehrt. Ein Phänomen, das sich Athleten wie die Eisschnellläuferin Bunda Niemann-Stirnemann, Eishockeystar Sven Felski und die Wasserballer von Spandau 04 zu Nutze machen.

In der Spandauer Tiefebene will man das gipfelmäßige Trimm-dich jetzt verstärkt auch Hobby-Sportlern ermöglichen, die hoch hinaus wollen. Ein Gesundheitscheck ist Voraussetzung, um in der Kabine auf Laufband oder Fahrradtrainer zu dürfen. Nicht nur für Volksmarathonläufer soll der künstlich erzeugte Sauerstoffmangel (Hypoxie) konditionelle Berge versetzen. Auch vor Wander- oder Kraxel-Reisen ins Hochgebirge sowie als Rehabilitationsmaßnahme ist die Methode einsetzbar, so Rebecca Schäfer. Bisher gibt es in Deutschland nur zwei der mit Ausstattung rund 120 000 Mark teuren Kabinen, so Firmenschef Peter Heinrich. So hat der leistungsteigernde Höhenflug auch seinen Preis, kosten zehn einstündige Gipfeltouren 399 Mark.

Rainer W. During

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