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Berlin: Spandauer Vorstadt: Geschäftsleute nehmen’s gelassen IHK fordert Bus-Parkplätze

und Wegweiser für Touristen

Robert Jarnatz wird sich demnächst einen anderen Schleichweg suchen müssen, aber beklagen will er sich nicht. Der Geschäftsführer des Fotolabors „Pixel Grain“ in der Alten Schönhauser Straße fährt bisher durch die Linienstraße, wenn die parallel verlaufende Torstraße verstopft ist. Doch laut dem am Montag vorgestellten Verkehrskonzept für die Spandauer Vorstadt in Mitte bleibt die Linienstraße künftig Radfahrern und Anliegern vorbehalten. Die umliegenden Straßen bleiben zwar größtenteils offen, aber auf vielen darf nur noch Tempo 10 gefahren werden. „Damit muss man leben“, sagt Jarnatz ohne Groll, obwohl die Regelung auch seine zahlreichen Lieferanten betreffen wird.

Mit dem ungewöhnlichen Tempolimit auf den bald durch Fußgängerfurten und Poller verengten Straßen spart sich die Stadt den teuren Bau „verkehrsberuhigter Bereiche“, in denen – meist auf einer Mischung aus Fahrbahn, Gehweg und Grünanlage – nur Schritttempo gefahren werden darf. So sollen die Autofahrer geduldet, aber ausgebremst werden. Profitieren sollen Fußgänger und Radler. In Umfragen der Planer hatten sich Passanten und Anwohner des Kneipenviertels mehrheitlich für die Verkehrsberuhigung ausgesprochen. Bei den Unternehmern war das Bild gemischter. Gerade die Kneipenwirte hoffen einerseits auf die Anziehungskraft einer FastFußgängerzone und fürchten zugleich das diffuse Gefühl der Autofahrer, dass man um die Spandauer Vorstadt besser einen Bogen macht.

Dieser Spagat soll dank der Neuregelung gelingen. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) trägt das Konzept mit. Für IHK-Geschäftsführer Christian Wiesenhütter sind die Erhaltung der vorhandenen Parkplätze und die Einrichtung von Ladezonen entscheidende Pluspunkte. Allerdings fordert die IHK auch Reisebus-Stellplätze und ein touristisches Wegeleitsystem. Das lässt bisher auf sich warten, während neue Beschilderungen für die umliegenden Hauptstraßen schon in Arbeit sind.

Um die Kapazitäten der Magistralen sorgen sich die Planer ebenso wenig wie um die Parkplatzfrage: Referatsleiter Heribert Guggenthaler von der Stadtentwicklungsverwaltung verweist auf eine Studie, wonach im Altbezirk Mitte nach der Wende 26 000 neue private (aber oft allgemein zugängliche) Stellplätze entstanden sind. Eine weitere Tiefgarage sei am Alex nahe der Memhardstraße geplant. Das müsse reichen. Ähnlich sehen es viele Anrainer: „Hauptsache, man kommt überhaupt noch rein. Und Parkplätze werden hier bestimmt nicht abgeschafft – bei den Wahnsinnsgebühren wäre das ja schön dumm.“ obs

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