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Berlin: Sprinkleranlage verhinderte Großbrand im Forum-Hotel

Mit dem Schrecken kamen in der Nacht zu Freitag mehrere hundert Gäste des Forum-Hotels am Alexanderplatz davon. Gegen 21.

Mit dem Schrecken kamen in der Nacht zu Freitag mehrere hundert Gäste des Forum-Hotels am Alexanderplatz davon. Gegen 21.13 Uhr war in einem nicht belegten Zimmer ein Feuer ausgebrochen. Das Personal führte alle Gäste sofort in die Hotelhalle, wie es der Notfallplan für solche Fälle vorsieht. Nachdem das Feuer gelöscht war, konnten die Hotelgäste wieder in ihr Zimmer zurück. Zwei Menschen kamen mit Verdacht auf Rauchvergiftung in ein Krankenhaus, wurden aber nach ambulanter Behandlung wieder entlassen. Eine Sprinkleranlage hat das bereits zu DDR-Zeiten gebaute Haus erst seit 1997.

Vermutlich brach das Feuer bei Handwerkerarbeiten im 20. Stock aus. Nach Polizeiangaben war das Zimmer als Werkstatt genutzt worden. Das Feuer entzündete sich in einem Karton mit Elektromaterial. Es wird nicht ausgeschlossen, daß bei vorherigen Arbeiten Funken unbemerkt in diesen Karton geflogen waren.

Feuerwehrleute sind - unfreiwillig - Stammgäste in dem 130 Meter hohen Hotel am Alexanderplatz. Denn die Rauchdetektoren sind so empfindlich eingestellt, daß qualmende Kochtöpfe in der Küche oder stark rauchende Gäste in einem Flur die Rauch- oder Wärmemelder ansprechen ließen. Das Gebäude ist über eine Leitung direkt mit der ganz in der Nähe befindlichen Feuerwache Mitte verbunden. Im ersten Halbjahr 1997 zum Beispiel rückten die Männer 50 Mal zu dem Hotel aus.

1997 ließ sich das Hotel, das zur Interconti-Gruppe gehört, eine Sprinkleranlage einbauen. Diese Investition hat sich nun bewährt, denn das Feuer in der Nacht zum Freitag wurde automatisch durch die Sprinkleranlage gelöscht. Das Hochhaus war am 6.Oktober 1970 als "Interhotel Stadt Berlin" eröffnet worden. Es hat 37 Stockwerke, im obersten sind heute ein Restaurant und eine Spielbank. Mit 1006 Zimmern ist es das zweitgrößte Hotel der Stadt nach dem "Estrel", jedoch das mit Abstand höchste.

Das Forum ist nicht mit einer Klimaanlage ausgerüstet. Die Fenster lassen sich zwar klappen, aber nicht öffnen. Da es vor der Fensterscheibe noch ein dickes Sicherheitsglas gibt, kann die Feuerwehr nicht von außen retten.

Selbst in moderneren Hotels mit Klimaanlagen besteht nach Angaben eines Feuerwehrsprechers keine Gefahr, daß der Rauch über die Klimaanlage in andere Räume oder Stockwerke dringt. In der Regel haben Klimaanlagen Rauchmelder, die die Anlage automatisch stoppen. Durch den bei Bränden entstehenden Rauch sterben mehr Menschen, als durch die Hitze oder direkte Flammeneinwirkung.

Nach der Wende erhielten zwar die DDR-Gebäude, darunter auch Hotels, Bestandsschutz, aber in den meisten Fällen wurden sie nachträglich den westlichen Sicherheitsstandards angepaßt, hieß es bei der Feuerwehr. Nach dem verheerenden Brand im Dezember 1989, als im "Central" am Kurfürstendamm sieben Gäste verbrannten, wurden die sämtliche Beherbungsbetriebe auf die Brandschutzvorschriften überprüft.

Als Sofortmaßnahme wurden nach der Katastrophe alle Beherbergungsbetriebe überprüft und die Sicherheitsvorschriften deutlich verschärft. In der Folge wurden Rauchmelder für alle Hotels und Pensionen Pflicht.

Bei der Feuerwehr gelten für Hotels "verschärfte" Bedingungen, je nach Größe werden unterschiedlich viele - mindestens aber zwei - Löschzüge losgeschickt, sobald der erste Alarm in der Wache eingeht.

Im Estrel brannte nur die Sauna

Deutschlands größtes Hotel setzt auf Technik und stete Übungen

Im größten Hotel Deutschlands, dem bis zu siebzehnstöckigen Estrel in Neukölln, wird einmal pro Jahr der Brandschutz von einer unabhängigen Firma geprüft. Ebenfalls einmal pro Jahr bekommen alle Mitarbeiter einen Feuerlöscher in die Hand gedrückt, um selbst einen Brand zu bekämpfen. "Denn Feuer ist das schlimmste in einem Hotel", sagt der Technische Direktor des 1125-Zimmer-Hauses, Peter Schulz. Seine Erfahrung: Einen Brand könne man schlecht aufhalten, da es in Hotels viele brennbare Materialien gebe. Im Estrel jedoch sind alle Teppiche und Stoffe aus feuerhemmendem Material.

In dem fünf Jahre alten Haus gibt es Rauchmelder in allen Fluren, Treppenhäusern und einem Teil der Zimmer. Hier übertrifft das Estrel die gesetzlichen Anforderungen. Treppenhäuser und Aufzugs-Vorräume können mit einer Entrauchungsanlage qualmfrei gehalten werden.

Vier der Lifte des Estrels sind sogenannte Feuerwehraufzüge. Bei diesen ist der Schacht mit Stahlbeton ummantelt und die Antriebstechnik ebenso. So halten sie einem Brand stand. Wird ein Feuer gemeldet, fahren diese Lifte automatisch ins Erdgeschoß, danach können sie nur noch von Löschtrupps mit einem speziellen Schlüssel gefahren werden. "Normale" Lifte dürfen nicht bei Feueralarm benutzt werden. Zudem gibt es hinter Stahltüren Fluchttreppenhäuser.

Jede Etage ist komplett mit Sprinklern ausgestattet. Spricht ein Rauchmelder oder die Sprinkleranlage an, wird dies sofort in der Brandmeldezentrale angezeigt - sofort bewegen sich die etwa 15 Sicherheitskräfte in dem ausgedehnten Haus an die entsprechende Stelle. Zudem gibt es 13 Techniker im Haus, die einsetzbar sind. Dieses Personal wird im Notfall auch zur Einweisung der Feuerwehrleute eingesetzt. Eigene Feuerwehrleute hat das Groß-Hotel nicht.

Selbst die Klimaanlanlage hat Detektoren, die auf Rauch ansprechen. Geschieht dies, wird die Anlage automatisch ausgeschaltet und kann keine Rauchgase mehr verbreiten. In den Fluren sind alle 30 Meter rauchdichte Türen.

Wenn ab und zu Rauch gemeldet wird, ist es in der Regel ein Irrtum. Zwar kann auch auch der stärkste Raucher im Zimmer nicht soviel Qualm produzieren, daß die Schwelle des Detektors erreicht wird. Läßt ein Gast jedoch die Badezimmertür auf, und duscht sehr lange und sehr heiß, dann gibt es durch Wasserdampf schon einmal einen Alarm.

Brennt es, gibt es in jeder Etage zwei unabhängige Löschsysteme: eine "trockene" Leitung, die von der Feuerwehr gefüllt wird. Und zweitens "nasse" Hydranten mit Löschschläuchen, die vom Personal bedient werden. Wird ein Feuermelder von Hand betätigt, geht der Alarm in der Feuerwache Neukölln ein. "In maximal zwei Minuten ist die Feuerwehr da", sagt Schulz. Gleich im ersten Jahr gab es die Bewährungsprobe im Estrel: Ein Gast hatte eine Badematte auf einem Saunaofen deponiert - die Sauna brannte aus. JÖRN HASSELMANN

Feuerwehr mit Höhenrettungstruppe

Spezielles Training und Technik

Am 1. Dezember vergangenen Jahres hat die Berliner Feuerwehr eine eigene Höhenrettungstruppe aufgestellt. Sie sind im Schichtdienst auf der Feuerwache Marzahn stationiert - in einem Bezirk mit vielen Hochhäusern also. Fünfzig Feuerwehrleute gehören zu der Truppe. Rund um die Uhr können also mindestens fünf Spezialisten ausrücken. Alle wurden monatelang ausgebildet, vergleichbar dem Training von Bergsteigern und Bergrettern. Das fiel ihnen nicht schwer, weil vor allem Beamte ausgesucht wurden, die ohnehin in der Freizeit kletterten. So sind sie trainiert, Menschen aus großer Höhe abzuseilen, zum Beispiel vom Dach eines Hochhauses. Entweder sie nehmen den Verletzten quasi in die Arme beim Abseilen, oder sie transportieren sie auf einer Trage abwärts.

Der Einsatz bei Feuer ist natürlich möglich, stand aber nicht im Vordergrund. Denn Hochhäuser müssen ab 22 Meter Höhe sogenannte Feuerwehr-Aufzüge haben, die einen Brand überstehen und von den Löschtrupps genutzt werden können (siehe Artikel über das "Estrel"). Die Fassaden aller anderen Häuser können mit den üblichen 23 Meter langen Drehleitern abgedeckt werden.

Die Feuerwehr hatte ihre neue Truppe im November 1998 ihr Können am Roten Rathaus demonstrieren lassen. Aufgestellt wurden die Experten vor allem, um bei absturzgefährdeten Rettungsaktionen zum Beipiel auf Kränen besser gerüstet zu sein. Bislang ist die Höhenrettungstruppe erst einmal ausgerückt, als sich bei Sturm ein Plakat an einem Gerüst gelöst hatte.

Da an Hochhäusern häufig die Fenster nicht zu öffnen sind, weil es eine Klimaanlage gibt, können Retter von außen ohnehin nicht eingesetzt werden. Ha

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