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Nachdem Tierschützer Aufnahmen von Hühnern in zu kleinen Käfigen machten, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.

© dpa/picture-alliance

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Landkost-Ei: Großer Eierproduzent soll Hühner in zu kleinen Käfigen halten

Einer der größten Eier-Produzenten Brandenburgs steht im Verdacht, die Tiere zusammenzupferchen. Tierschützer haben die Missstände aufgedeckt und Anzeige erstattet.

Von Matthias Matern

Nach jüngsten Skandalen zur Haltung von Enten und Schweinen in Brandenburg ermittelt die Staatsanwaltschaft Cottbus jetzt gegen einen der größten Eier-Produzenten des Landes wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Die Vorwürfe richten sich laut Staatsanwaltschaftssprecherin Petra Hertwig gegen die Firma Landkost-Ei EZG GmbH aus Bestensee (Dahme-Spreewald). Anlass seien Videoaufnahmen einer Berliner Tierschutzorganisation, die zeigen, wie Legehennen für den Transport vorbereitet werden, so Hertwig. Den Tierschützern zufolge wurden die Tiere dabei so zusammengepfercht, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten. In einem der Transportwagen entdeckten die Aktivisten zudem tote Hühner.

Tierschützer stellten Video auf Youtube

Aufgenommen wurde das Video, das auch auf Youtube zu sehen ist, im November. Über einen Zaun hinweg haben die Tierschützer gefilmt, wie Mitarbeiter der Firma mehrere rollbare Transportkäfige aus einer Halle schieben. Die einzelnen Käfigeinheiten sind jeweils mit mehreren Hühnern belegt, die offensichtlich kaum Platz für Bewegung haben. In einem bereits geleerten Käfig ist ein totes Huhn zu sehen. Im Laufe des Drehs kommen Arbeiter und versuchen, die Filmer zu vertreiben. „Wir haben die Mitarbeiter auf den Zustand der Tiere angesprochen, aber sie haben unsere Hinweise nicht ernst genommen“, berichtete der Autor des Videos, Jan Peifer vom Berliner Tierschutzbüro, am Dienstag auf Nachfrage. Die in Bestensee gefilmten Transportbedingungen seien seiner Meinung nach „ungewöhnlich schlimm“, weil die Käfige aus Tierschutzsicht so viele Tiere gar nicht zulassen, sondern gerade einmal für die Hälfte der dort eingepferchten Hühner ausgelegt seien. „Die Tiere konnten sich nicht mal aufrichten, nicht bewegen, lagen nur sehr gequetscht da. Es sah außerdem so aus, als hätten sich einzelne Tiere die Beine gebrochen“, so Peifer.

Dem Tierschützer zufolge hat es sich bei dem Besuch in Bestensee um eine Routinekontrolle gehandelt. „Aktuelle Hinweise hatten wir nicht. Wir recherchieren immer wieder zu einschlägig bekannten Betrieben.“ Tatsächlich war Landkost-Ei bereits vor sechs Jahren in den Schlagzeilen. Damals wurde dem Unternehmen vorgeworfen, Eier von Hühnern als Produkte der Freilandhaltung verkauft zu haben, obwohl die betreffenden Tiere gar keinen Auslauf hatten. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hatte ermittelt. Der damalige Geschäftsführer hatte die Vorwürfe allerdings als „ausnahmslos falsch und unbegründet“ bezeichnet.

Zu den Abnehmern zählen auch Edeka und Kaiser’s

Auch die aktuellen Vorwürfe wies das Unternehmen zurück. „Die Behauptungen und Vorwürfe entsprechen nicht der Wahrheit und müssen von unserer Seite auf das Schärfste dementiert werden“, heißt es in einer Erklärung. Das zuständige Veterinäramt des Kreises sieht ebenfalls keine Anhaltspunkte für einen Verstoß. „Aufgrund der Anzeige haben wir umgehend mehrere Kontrollen durchgeführt, die meisten unangekündigt. Tierschutzrechtliche Mängel konnte unsere amtliche Tierärztin nicht feststellen“, sagte Kreissprecherin Heidrun Schaaf. Die Hühner in Bestensee würden in den Transportkäfigen nur vom Aufzuchtstall in den Legehennenstall verlegt. Dabei handele es sich um eine Entfernung von einem Kilometer, so Schaaf. Außerdem sei in der Tierschutztransportverordnung festgelegt, wie viele Tiere je Box transportiert werden dürften. „Erlaubt sind sieben Hühner je Transporteinheit. Nach den Vorwürfen hat der Betreiber die Zahl freiwillig auf vier reduziert“, sagte die Kreissprecherin weiter.

Außer der Anlage in Bestensee gehören zur Firma noch ein Standort in Spreenhagen (Oder-Spree). Laut Peifer stünden an beiden Orten jeweils rund 40 Ställe. Erfahrungsgemäß seien in jedem etwa 10.000 Tiere untergebracht, so der Tierschützer. Zu den Abnehmern zählten in der Vergangenheit unter anderem Kaiser’s, Edeka und Netto, der deutsche Ableger eines dänischen Konzerns. Den Tierschützern zufolge hätten Kaiser’s und Netto bereits die Zusammenarbeit beendet – was Kaiser’s auf Nachfrage bestätigte. Die Entscheidung sei aber schon vor Bekanntwerden der jüngsten Vorwürfe gefallen. Von den anderen Firmen war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.

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