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Stadtbad Steglitz: Das Bad bleibt Bühne

Das stillgelegte Stadtbad Steglitz ist mittlerweile eine beliebte Kulturstätte. Eine Sanierung des 100-jährigen Gebäudes ist allerdings nicht in Sicht.

Im Baudenkmal an der Bergstraße werden Gabriele Berger und ihre Gäste noch lange auf dem Trockenen sitzen. Aber das findet die Chefin gar nicht so schlimm. Anfang 2004 hatte die Sportlehrerin aus Friedenau das stillgelegte Stadtbad Steglitz für einen symbolischen Euro gekauft, und eigentlich wollte sie zum 100-jährigen Bestehen wieder Wasser ins Becken lassen können. Doch es kam anders. Banken verweigerten die für die Sanierung notwendigen Kredite. Trotzdem feiert die 58-Jährige das Jubiläum morgen gut gelaunt.

Denn als ungewöhnliche Kulturstätte hat sich das Bad etabliert. Drei bis vier Mal pro Woche bespielt das „Clubtheater Berlin“ die Jugendstilhalle, die einer Kathedrale ähnelt wie auch andere Teile des Baus, etwa die einstige russisch-römische Dampfsauna. Auch Konzerte, Lesungen und private Feiern finden statt. „Es läuft gut“, sagt Gabriele Berger und verspricht, dass „die Kultur weiter ausgebaut“ wird. Die Veranstaltungen seien ohnehin nie als Lückenfüller gedacht gewesen, sondern sollen auch nach einer Neuaufnahme des Schwimmbetriebs weitergehen. Ihr Ziel, dass Besucher irgendwann wieder in der Halle schwimmen können, hat sie nicht aufgegeben. „Ich nenne aber keine Zeitpläne mehr.“

Dafür eröffnete vor vier Monaten das „Café Freistil“ in einem Nebengebäude. Täglich von 10 bis 24 Uhr gibt es dort Frühstück, Kuchen und Snacks. Auch das Café wirkt wie eine Badeanstalt – mit hellblauen Kacheln und nummerierten „Startblöcken“ an der Theke. Nur eine „richtige Küche“ fehle, sagt Gabriele Berger, sie suche auch einen professionellen Koch.

Bis zu 200 Personen haben in der Schwimmhalle Platz, die seit der Schließung durch die Bäderbetriebe fast unverändert geblieben ist. Die Umkleidekabinen und die Duschen wirken, als könne der Schwimmbetrieb gleich wieder los gehen. Allerdings gibt es einige bauliche Mängel, die Instandsetzung würde fast sechs Millionen Euro kosten.

„Die Banken haben keinen Mut“, sagt sich Gabriele Berger. Und sie besitze leider „weder Häuser als Sicherheit noch ein Eigenkapital von mehr als einer Million Euro“. Seit 1999 betreibt sie das Bewegungsbad Marienfelde an der Malteserstraße, wo es Wasser- und Wirbelsäulengymnastik-Kurse gibt. Dort aber ist sie nur Pächterin.

In Steglitz helfen ihr Sohn und seine Frau beim Veranstaltungs- und Cafébetrieb. Insgesamt gibt es sieben Beschäftigte zuzüglich Clubtheater-Ensemble. Mit dessen Gründer Stefan Neugebauer arbeitet Berger eng zusammen. Die neueste Idee ist eine vom Bezirk geförderte Inszenierung von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ in den Sommerferien, bei der Kinder aus Steglitz und den Nachbarbezirken mitwirken sollen. Am 12. und 13. Juli findet das Casting statt, Premiere ist am 29. August. CD

Das Jubiläum „100 Jahre Stadtbad Steglitz“ wird am Dienstag ab 17 Uhr in der Bergstraße 90 mit Sektempfang, Musik und einer Ausstellung zur Geschichte des Baudenkmals gefeiert (Eintritt frei). Ab 19.30 Uhr folgen „szenische Führungen“ mit dem Clubtheater (Eintritt: 10 Euro, Anmeldung unter Tel. 797 480 28). Internet: www.stadtbad-steglitz.de

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