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Auf ein GLAS mit: Renate Künast

An dieser Stelle zeigt uns ab sofort jeden Monat ein interessanter Berliner sein Lieblingslokal. Heute: Renate Künast, 51, Fraktionschefin der Grünen im Bundestag.

Von Sabine Beikler

An dieser Stelle zeigt uns ab sofort jeden Monat ein interessanter Berliner sein Lieblingslokal. Heute: Renate Künast, 51, Fraktionschefin der Grünen im Bundestag.

Als Deutschland noch rot-grün regiert wurde, war die Trattoria A’ Muntagnola für die Grünen so etwas wie ein Wohnzimmer. Jürgen Trittin kam regelmäßig, Claudia Roth diskutierte hier, Joschka Fischer war auch oft da. „Hier hatten wir Verschnaufpausen“, erinnert sich Renate Künast. Sie selbst kommt immer noch in das Restaurant in der Fuggerstraße in Schöneberg. So oft, dass sie beim Eintreten von Wirt Pino in den Arm genommen wird. Er schenkt ihr gleich Mineralwasser ein und dazu einen kühlen Weißwein, einen frisch-fruchtigen Greco.

Das Ambiente ist gemütlich: rot-weiße Tischdecken, rot gepolsterte Stühle, die im Innenraum aus Backstein und Holz nicht plüschig, sondern stilvoll wirken. Auf den gedeckten Tischen liegen Malzeug und ein Kinderbuch. Das kann man kaufen, der Erlös geht an die Kindertagesstätte Fugger in der Nachbarschaft, in der auch HIV-infizierte Kinder betreut werden. „Renate, wir haben selbst produzierte Zucchiniblüten“, sagt der Wirt, während sie in die Karte schaut. Um die Entscheidung zu erleichtern, schlägt er eine Vorspeisenplatte vor, deren Umfang unmöglich für zwei Personen gedacht sein kann: Saubohnenpüree mit Löwenzahn, Gamberetti mit Minzblättern, Löwenzahnsalat, Salami, Pecorino-Käse, Zucchiniblüten und eine Caponata alla Muntagnola – eingekochte Artischocken mit Rosinen, Mandeln, Tomaten und Balsamico-Essig. Die Trattoria hat Künast Ende der neunziger Jahre entdeckt. „Es ist herzlich, lustig, gemütlich“, sagt sie. „Und ein Familienbetrieb mit sehr gutem Essen.“ Kurz nach der Wende hat der heute 50-jährige Pino Bianco das Restaurant eröffnet, in dem vor allem die traditionelle Küche der Basilicata, Pinos süditalienische Heimat zwischen Kampanien, Apulien und Kalabrien, zubereitet wird. Damals zu Rot-Grün-Zeiten, als sie noch Verbraucherministerin war, hat Künast manchmal den Agrarausschuss in die Trattoria zum Essen eingeladen. „Natürlich gibt’s hier Fleisch vom Bio-Bauernhof“, betont sie.

„Mamma Angela“ kommt kurz an den Tisch. Die Mutter des Wirts. Sie ist die Seele des Restaurants, dem sie indirekt ihren Namen gegeben hat. Der Vater habe sie immer zärtlich „La Muntagnola“ genannt, erzählt Wirt Pino. Übersetzt heißt das so viel wie „die Frau aus den Bergen“. Als Renate Künast geht, muss sie nicht nur der „Mamma“ versprechen, bald wiederzukommen – egal ob in Regierung oder Opposition. Sabine Beikler

Trattoria A’ Muntagnola, Fuggerstraße 27 in Schöneberg, geöffnet ist täglich ab 17 Uhr, Telefon 211 66 42.

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