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Trauer um Dörflein

© dpa

Thomas Dörflein: "Diana-Effekt" ist für große Trauerwelle verantwortlich

Der Tod von Thomas Dörflein hat eine große Welle des Mitgefühls ausgelöst. Aus medienpsychologischer Sicht ist dieser "Diana-Effekt" mit der emotionalen Bindung der Menschen zum Eisbärenpfleger zu erklären.

Im Internet-Kondolenzbuch des Berliner Zoos waren bis Freitagnachmittag 6904 Beileidsbekundungen eingegangen. Die Flächen vor dem Gehege von Knut und vor dem Eingangstor des Zoos haben sich in ein Blumenmeer verwandelt. Die Medienpsychologin Katrin Döveling von der Freien Universität Berlin nannte den "Diana-Effekt" als Grund für diese kollektive Trauer. "Die Menschen haben jemanden verloren, zu dem sie durch die Medien eine emotionale Verbindung aufgebaut haben", sagte Döveling.

Auch Dörfleins Mutter Erika empfindet "tiefe, tiefe, tiefe Trauer" über den Verlust. Die 71-Jährige sagte, ihr Sohn habe seine schwere Erkrankung (Blasenkrebs) bereits überstanden gehabt. "Thomas war wieder gesund. Er war so ein sportlicher Typ und wollte sich jetzt sein Rennrad fertig machen. An Tod hat er mit keinem Gedanken gedacht."

"Durch Knut wurde Thomas aufgeschlossener"

Für sie war der 44-Jährige der Traumsohn. "Thomas war ein Sohn, wie man sich den wünscht. Er war so ein Lieber, nicht nur für die Tiere, sondern auch privat", sagte Erika Dörflein. Sie und die beiden älteren Schwestern hätten dem Nachkömmling "ganz viel Liebe mitgegeben. Deshalb war er nicht so ein Durchsetzungstyp", sagte die Mutter.

"Durch Knut hat Thomas gelernt, aufgeschlossener zu sein und sich der Welt zu stellen." Das habe er nur gekonnt, weil er das Eisbären-Baby beschützen wollte. Ihr Sohn habe ihr gesagt, er müsse jetzt bei den ersten öffentlichen Auftritten mit Knut da raus gehen, weil der kleine Eisbär sonst Angst bekomme. "In Wirklichkeit hatte er Angst, vor die ganzen Fernsehkameras und Fotografen zu treten. Aber er hat mit Knut so viel gelernt", sagte Erika Dörflein.

Tag für Beerdigung steht noch nicht fest

Nach den Worten der Medienwissenschaftlerin haben viele Menschen durch die Berichterstattung über Knut und seinen "Ziehvater" so etwas wie eine "Intimität aus der Distanz" zu Dörflein aufgebaut. "Dörflein hatte so etwas wie eine Stellvertreter-Position für alle, die gern selbst mit dem kleinen Eisbären geknuddelt hätten", erläuterte die Wissenschaftlerin, die auch Reaktionen auf Medienberichte erforscht. Zudem habe Dörflein sympathisch und authentisch gewirkt.

"Man kann mit etwas, das als moralisch für gut befunden wird, auch sehr gut mitfühlen", sagt Katrin Döveling, die ähnliche Effekte bereits nach dem Tod von Prinzessin Diana und Papst Johannes Paul II. untersucht hat. "Sie meinen, Thomas Dörflein zu kennen und sind deshalb in der Lage, um ihn zu trauern."

Ein Termin für die Beerdigung steht nach den Worten der Mutter noch nicht fest. Es werde an den 13. Oktober gedacht, weil Thomas Dörflein an dem Tag 45 Jahre alt geworden wäre, sagte sie. (sba/dpa)

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