zum Hauptinhalt
Ron Howard und Winona Ryder.

© AFP

Filmvorstellung: Ein Bild von einer Frau

Hollywood-Rückkehrerin Winona Ryder ist zum ersten Mal in ihrem Leben in Berlin. Im Adlon stellte sie ihren neuen Film „Dickste Freunde“ vor – und war zeitweise merkwürdig abgelenkt.

Sie ist das Allerweißeste im ganzen Raum. Weißer als die Glatze des Regisseurs, weißer als die Zähne ihres Filmpartners Kevin James. Darf sie denn niemals ans Tageslicht? UV-Allergie?

Irgendwie muss sie hergekommen sein, in den kleinen Ballsaal des Adlon, auf das Podium der Pressekonferenz für ihren neuen Film „Dickste Freunde“. Nun sitzt sie da vorne und strahlt und eine Horde männlicher Journalisten strahlt zurück. Einige davon sehen aus, als hätten sie Jahre auf diesen Moment gewartet. Manche, als hätten sie kurzfristig beschlossen, Journalist zu werden, als sie von der Pressekonferenz erfuhren.

Winona Ryder, 39, ist in Berlin. Zum ersten Mal überhaupt. Zum ersten Mal in Deutschland. Warum das denn so lange gedauert habe, will einer wissen. „Wahrscheinlich, weil mich nie jemand eingeladen hat!“ Darüber muss sie selbst lachen. Immerhin hat Ryder sämtliche Komplimente auf Lager, die ein US-Star einer Stadt so machen kann, wenn er nur kurz auf der Durchreise ist: „Amazing“ sei es hier, und außerdem „really, really wonderful“. Und dass sie schon lange von Freunden vorgeschwärmt bekomme, was für ein spezieller Ort das sei, dieses Berlin.

Winona hat einen Bleistift in der Hand, sie wird ihn in den nächsten 30 Minuten nicht ablegen. Sie hält ihn wie einen Zeigestab, dann wie eine Zigarre, dann wie einen Rührstock. Und immer, wenn Kollege Kevin James das Wort ergreift und einen Witz macht, und das macht er oft – er ist ja der Mann aus „King of Queens“ – immer dann malt Winona gedankenverloren auf ihrem Blatt Papier herum.

Hello Berlin. Dieses Mädchen mit Riesenaugen zeichnete Winona Ryder während der Pressekonferenz auf einen Block des Adlon. Eigentlich wollte sie das Papier danach vernichten.
Hello Berlin. Dieses Mädchen mit Riesenaugen zeichnete Winona Ryder während der Pressekonferenz auf einen Block des Adlon. Eigentlich wollte sie das Papier danach vernichten.

© Zeichnung: Winona Ryder

Ja, sie war eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Draußen vor dem Eingang haben die jungen Adlon-Portiers vorhin aufgeregt über Ryder gesprochen. Der eine hat den anderen gefragt: „Sag mal, wo außer in ,Alien 4 – die Wiedergeburt‘ hat Winona noch mitgespielt?“ Der andere überlegte und schwieg. Korrekt wäre: „Edward mit den Scherenhänden“, „Beetlejuice“, „Durchgeknallt“, „Reality Bites“ oder einer der anderen 21 Filme, in denen sie mitwirkte, bis ihre Karriere in einem Kaufhaus in Beverly Hills vorläufig endete, weil sie Designermode im Wert von 5500 Dollar mit sich nahm, ohne zu bezahlen.

Kann man das jetzt also ein Comeback nennen, Frau Ryder? Zugegeben, sie habe sich ja bewusst aus Hollywood zurückgezogen, sei nach San Francisco gegangen, in die Nähe ihrer Eltern. Um den Bezug zur Realität wiederzufinden. Wenn sie jetzt nach langer Auszeit wieder vermehrt Rollen annehme, könne sie wohl nicht erwarten, dass alles sofort wie früher sei. Also ja, es sei okay, von einem „Comeback“ zu sprechen.

Dann loben die Schauspieler ihren Regisseur, der lobt zurück, Ryder lobt abwesende Schauspielkollegen. Sie grübeln darüber, ob man wirklich immer ehrlich sein soll in einer Beziehung. Darum geht es nämlich in „Dickste Freunde“. Aber egal: Was malt Winona da auf ihrem Zettel? „Ein Porträt“, sagt sie.

„Dickste Freunde“ startet erst nächste Woche in den deutschen Kinos. Diesen Donnerstag bereits „Black Swan“, auch darin hat Ryder einen Auftritt, nur drei Minuten dauert der, aber Kritikerlob gab es reichlich. Und heute Abend fliegt sie weiter nach London. Zur nächsten Pressekonferenz.

Viel zu früh sagt die Frau vom Verleih, dass die Veranstaltung jetzt zu Ende sei. Also schnell nach vorne. Winona faltet ihr Blatt Papier zusammen, will es mitnehmen, am Ende noch wegwerfen.

„Winona, may I have it, please?“ Für einen Moment blickt sie irritiert. Dann überreicht sie ihr Bleistiftwerk.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false