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Fashion Week: Latex und Pluderhose

Von Techno-Trend bis Strick-Schick: Das Publikum bekommt auf der Fashion Week einiges zu sehen.

Dirk Schönberger geht gern in Berlin aus. Das weiß, wer seine Kollektion am Donnerstagabend im Berghain gesehen hat. Das Gelände des Berghain-Clubs in Friedrichshain hatte sich der Chefdesigner der Marke Joop! für die Präsentation seiner Jeanslinie ausgesucht. Auch wenn Jeans allgemein mit jung assoziiert wird: Der typische Joop!-Jeansträger gehört eher zur Generation 50 plus – in der Branche sagt man dazu „Mit der Marke alt geworden“. Was man von seinem Gründer Wolfgang Joop nicht behaupten kann: Der entwirft schon seit Jahren in Potsdam unter dem Namen „Wunderkind“ und hat mit seiner alten Firma nichts mehr zu tun.

Es ist die zweite Saison, die Dirk Schönberger nun Joop! neues Leben einhauchen soll. Und da macht es dem Wahlberliner auch nichts aus, dafür die alte Zielgruppe ein wenig vor den Kopf zu stoßen. Was Schönberger am Donnerstagabend in der rauen, bunt beleuchteten Kraftwerkshalle zu Orgelklängen zeigte, schien er direkt aus dem eher nicht so braven Nachtleben im Berghain übernommen zu haben: Latexstiefel, Polohemden aus Lack, hautenge Jeans mit silberfarbenen Smokingstreifen, kleine enge Jerseykleider, Trägerhemden als Rock getragen, dazu jede Menge asiatische Mangafantasien, Kimonomäntel, -jacken und -kleider mit steifen Kragen und Stachelnieten an den Schultern – Kleidung, wie gemacht für Großstadtkämpfer und -kämpferinnen.

In Düsseldorf - wo das Hamburger Unternehmen Joop! traditionell seine Kollektionen präsentierte, hätte die martialische Schau sicher für ratloses Kopfschütteln verursacht, aber da ein Großteil der Zuschauer sowieso zu den regelmäßigen Gästen des Berghains gehört, freuten die sich einfach über eine starke Kollektion.

Der Freitag gehörte dann vor allen den Berliner Designern. Mischa Woeste war die erste die bewies, dass sich die Mode aus Berlin weiterentwickelt und sich viele junge Designer vom Etikett „Nachwuchs“ lösen und ernst genommen werden wollen. Kurz gesagt ist die Kollektion von „Smeilinener“ wie immer: bunt, sehr bunt. Aber auch: erwachsener. Als wäre die große Schwester zum ersten Mal aus der Stadt aufs Land zurückgekehrt und hätte Eleganz mitgebracht. Die Strickkleider mit großem Sternenmuster, gestreifte Kleider mit roten Flatterärmelchen und Blockstreifen haben nichts von ihrer Verspieltheit verloren, sehen aber nicht mehr aus, wie ein zu Stoff gewordener Comic für fröhlich hüpfende Mädchen.

Begonnen hatte der zweite Tag mit einem Kostümfest: Mit Mode aus London von Basso & Brooke. Christopher Brooke und Bruno Basso zeigen, zu was Designer fähig sind: Sie schichten, falten, quetschen glänzende, matte, transparente, schwere Stoffe zu Kleidergebilden. Und ja, tragbar ist das nicht, aber das muss Mode ja auch gar nicht immer sein. gth

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