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Torstrasse

© Doris Spiekermann-Klaas

Internetserie: Tollhaus Torstraße

In einer Wohnung in Mitte wird eine Internetserie produziert – und heute auf Großbildleinwand gezeigt.

Im Fernsehen lacht man meist über die Witze von Berufskomikern, im Internet hingegen über Herrn Harndorf und ihre Dildos. Herr Harndorf ist eine Frau, die ihr Sexspielzeug nach der Benutzung im gemeinsamen Küchentopf ihrer Wohngemeinschaft abkocht. „Drei Minuten dürften reichen“, sagt Harndorf und führt mit Kennerblick den Löffel durch die Suppe. So ist das Leben nun mal, zumindest in der Serie „Torstraße intim“.

Diesen Humor hat es bisher in deutschen Serien eher selten gegeben. „Das Genre ist nicht für Experimente offen“, sagt Daniel Regenberg, 32. Daher hat der Regisseur und Erfinder von „Torstraße intim“ die Serie gleich fürs Internet konzipiert. Mit der Drehbuchautorin Annika Pinske und fünf Darstellern hat Regenberg zehn Folgen gedreht, die letzte Episode wurde jetzt fertiggestellt – und wird am heutigen Donnerstag, 21 Uhr 30, im „Ballhaus Ost“ in Prenzlauer Berg auf Leinwand gezeigt.

Im Internet wurde „Torstraße intim“ bisher mehr als 30 000-mal angeschaut, im Februar gewann die Serie den Nachwuchspreis einer US-Filmproduktionsfirma. Bei „Torstraße intim“ geht es um Sex. Und um die Probleme, die Sex mit sich bringen kann. Penelope, Harndorf, Meisi und Bruno sind Halbgeschwister.

Sie leben in einer Wohngemeinschaft in der Torstraße in Mitte. Sie sind zwischen 18 und 30 Jahre alt, arbeiten oder studieren nur manchmal und können sich so ausgiebig ihren Neurosen widmen. Die barocke Schönheit Penelope (Tina Pfurr) ist sexsüchtig, aber auch chronisch angeekelt von ihren wechselnden Partnern. Ihre jüngere Halbschwester Meisi (Maria Kwiatkowsky) ist dagegen unschuldig. Aber sie hat eine dunkle Seite: Als rappender Gernegroß macht sie auf dicke Hose und labert Passantinnen an. Bruno (Wieland Schönfelder) wechselt in jeder Folge die Identität. Mal gibt er den Buddhisten, mal den erzchristlichen Pfarrer. Herr Harndorf alias Maria Kamutzki ist schwer einzuordnen – ist sie eine Frau, die mit Sakko, Whiskeyglas und Kant-Lektüre einen Professor mimt? Einen Professor mit Dildomanie? Und was soll das alles?

„Viele Folgen basieren auf etwas, was uns mal geschehen ist“, sagt Regisseur Regenberg, der seine Wohnung in der Torstraße für den Dreh zur Verfügung gestellt hat. In der Serie werden die Ereignisse vollkommen überzeichnet. Im Grunde suchen alle Charaktere nach Liebe, sagt Maria Kamutzki. Pornografisch sei die Serie nicht: „Es wird niemand nackt gezeigt, und Körperteile werden nur verbal in den Mund genommen.“

Ob es eine zweite Staffel geben wird, ist noch unklar. Regenbergs Nachbarn haben sich beschwert, die Macher selbst sind erschöpft, sagt Kamutzki: „Unsere Energie ist gerade auf null.“ Schließlich haben sie in dem Jahr, in dem sie an der Serie arbeiteten, nur wenig Geld nebenher verdienen können. Im richtigen Leben ist das ja nicht unwichtig.

An diesem Donnerstagabend läuft „Torstraße intim“ 21 Uhr 30 im Ballhaus Ost, Pappelallee 15, Prenzlauer Berg. Im Internet immer unter www.torstrasse-intim.de

Daniel Stender

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