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Cevikkollu

© promo

Kabarett: Komiker Fatih Çevikkollu setzt auf Irritation

Seit kurzem tourt der mehrfach preisgekrönte Kabarettist mit seinem zweiten Soloprogramm „Komm zu Fatih!“ durchs Land und beschreibt etwa den Deutschen in ihm, „die Lust am Recht auf Empörung“.

„Was wissen wir Deutschen eigentlich über uns Türken?“ Fatih Çevikkollu grinst. Sein Publikum braucht eine Sekunde, bis es den Esprit der Frage versteht. Nicht viel, lautet die Antwort des Komikers, weshalb er einen Teil des Abends damit verbringt, die Eigenarten von „uns Deutschen“ und „uns Türken“ sowie die Vorurteile über den jeweils anderen auseinanderzunehmen. Natürlich geht das am besten am eigenen Beispiel.

Seit kurzem tourt der mehrfach preisgekrönte Kabarettist mit seinem zweiten Soloprogramm „Komm zu Fatih!“ durchs Land und beschreibt etwa den Deutschen in ihm, „die Lust am Recht auf Empörung“. Er berichtet von der Erkenntnis, dass völlige Integration bedeutet, sich als Deutscher zu leugnen und Englisch zu sprechen („greenlighten statt grünes Licht geben“). Und, wie aus Kümmeltürken Topterroristen wurden.

Letzteres erörterte der 38-Jährige aus Köln bereits in seinem Buch „Der Moslem-TÜV“, angelehnt an sein erstes Bühnenprogramm „Fatihland“. Dabei las er zur Belustigung des Publikums aus dem Gesprächsleitfaden der Baden-Württembergischen Einbürgerungsbehörden vor, wie etwa die Frage 22: „Sie erfahren, dass Leute aus Ihrer Nachbarschaft oder aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis einen terroristischen Anschlag planen. Wie verhalten Sie sich?“ Çevikkollu kennt die einzig logische Antwort: „Da gibt’s nur ein eins! Ich greife zum Hörer und sage ,Mohammed! Warum?‘“ Pause. „Warum muss ich das aus der Zeitung erfahren, Allah hallah?“

Ob ironisch, zynisch oder analytisch: Çevikkollu kommt um das Thema Herkunft nicht herum. „Es beschäftigt mich natürlich“, sagt er, „und meine Umwelt offenbar genauso“. Der Rheinländer hat bis 2001 an der Berliner Hochschule Ernst Busch Schauspiel studiert und in staatlichen Theatern gearbeitet. Im Comedy-Business zeigte er sich bereits 1996, als „Murat“ in der Sitcom „Alles Atze“. Aber er habe gemerkt, dass er „lieber eigene Geschichten erzählen will“ und übte so lange, bis er kapierte, was das Publikum zum Lachen bringt. Sein Erfolgsrezept: Irritation als Programm. „Ich lebe vom Überraschungseffekt.“

Viele Zuschauer erwarten von einem Kabarettisten mit seinem Namen ganz bestimmte Themen und Pointen, erklärt er. Doch dann treffen sie auf Çevikkollu, im dunklen Anzug mit Wandersandalen, der ihnen sagt, dass er Türken nicht ausstehen kann. Oder doch? Und warum die „Demütigung durch Zuneigung“ von sogenannten Gutmenschen für „Mitbürger mit Migräne“ unerträglich ist. Die üblichen Bezeichnungen wie „Migrationshintergrund“ oder „Einwanderungsgesellschaft“ vermeidet Çevikkollu bewusst. Aktuelle politische Themen wie das Aussteigerprogramm der FDP für Taliban gehören ebenso ins Repertoire, wie das Älterwerden am Beispiel des Klassentreffens.

Im Frühling steht auf Çevikkollus vollem Terminplan eine deutsch-türkische Comedy-Offensive: Zusammen mit seinem Berliner Kollegen Murat Topal und dem Mannheimer Bülent Ceylan geht er Ende März auf „Ost-Tour“, zum Thema 20 Jahre Mauerfall – „wie weit sind die Deutschen mit der Integration?“. Spätestens dann hat er sein nächstes Stelldichein in Berlin und kann einmal mehr erklären: „Mein Name ist Fatih Çevikkollu. Das ist türkisch und heißt auf Deutsch: Fatih Çevikkollu.“ Ferda Ataman

„Komm zu Fatih!“, 5. und 6. Februar um 20.30 Uhr im Theatersaal der Ufa-Fabrik, Viktoriastraße 10–18, Tempelhof

Ferda Ataman

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