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Arthur Schmidt

© Doris-Spiekermann-Klaas

Kunst: In freier Bildbahn

Der Maler Arthur Schmidt setzt seine Werke mitten in Berlin aus - und wartet, ob sich ein Finder meldet. Die Gemälde hängen auf Spielplätzen, hinter Brückenpfeilern, in dunklen Häusereingängen. Arthur Schmidt ist ganz Mitte und Prenzlauer Berg abgelaufen, um genügend ungewöhnliche Orte zu finden.

60 Stück sind es insgesamt, jedes Kunstwerk misst 40 mal 50 Zentimeter. Und an jedem hat Schmidt eine Nachricht für den Finder angebracht. Sie lautet: „Ich gehöre jetzt Ihnen. Sie können mit mir machen, was Sie wollen.“

Wie viele seiner Gemälde sich noch dort befinden, wo er sie am vergangenen Sonnabend ausgesetzt hat, weiß Arthur Schmidt nicht. Aber bald dürften ihn die ersten E-Mails erreichen. Denn auch das gehört zum Konzept des Hamburger Künstlers, der sich selbst „Gvoon“ nennt: In einem kleinen angehefteten Begleittext fordert Schmidt die Finder auf, sich mit den Gemälden fotografieren zu lassen und ihm das Foto zuzuschicken. Das stellt Gvoon dann auf seine Internetseite www.ausgesetzte-bilder.de. Nach früheren Aktionen in Köln und Hamburg gab es großen Rücklauf. Und nach seinem ersten Berlin-Testlauf im März gingen immerhin 80 Mails ein – bei 100 ausgesetzten Gemälden. Gegen Versuche, seine Arbeit kunstanalytisch zu hinterfragen, wehrt sich Arthur Schmidt energisch. „Das interessiert mich eigentlich nicht, ich will nur mein Ding machen.“

Schmidt, 47, aufgewachsen in Ost-Berlin, hat in den Achtzigern an der Hochschule der Künste freie Malerei studiert. Seit zwölf Jahren lebt er in Hamburg, dort bepinselt er jeden Tag noch vor dem Frühstück ein paar Stunden lang Leinwände mit Grundierung. Dann trägt er auf jede Leinwand eine Zahl auf, mit einem in Terpentin getauchten Bleistift. Um ihn herum tollt Söhnchen Arthur junior, zwei Jahre alt, und kritzelt vergnügt die Wände voll. „Mein Konzept ist, kein Konzept zu haben“, scherzt Schmidt. Und eigentlich meint er das ernst.

Die Finderreaktionen seien durchweg positiv, sagt der Hamburger. Nur beim Platzieren seiner Werke gibt es manchmal Irritationen. Am vergangenen Sonnabend zum Beispiel. Da wollte Arthur Schmidt am Kollwitzplatz ein Gemälde auf einer Parkbank abstellen. Ein Fremder sprach ihn an und wollte wissen, was denn der Quatsch solle. Schmidt blieb ganz sachlich: „Ich setze hier ein Bild von mir aus.“ „ Ach so, na dann“, hat der Fremde geantwortet. Die nächste Metropole, in der Schmidts Bilder ein neues Zuhause finden sollen, wird New York sein. Dort will er im Sommer aktiv werden. Überhaupt sei das Projekt „zeitlich unbegrenzt“.

Die Berliner Galerie Degenhartt fand Schmidts Aktion so interessant, dass sie noch bis Ende des Monats einige seiner Malereien ausstellt – plus 300 Fotos der von Findern mit nach Hause genommenen Werke. Ein paar Gratisgemälde hat der Künstler übrigens direkt in den Galerieräumen ausgesetzt. Wer sie findet, darf sie behalten. Aber bitte nicht bei den Falschen zugreifen.

Die Galerie Degenhartt, Ackerstr. 14 in Mitte, ist mittwochs bis sonnabends 12 bis 19 Uhr offen. Informationen über den Künstler unter www.gvoon.de.

Karoline Blumberg

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