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Musik: Himmel und Hymne in der Gedächtniskirche

In der Gedächtniskirche spüren Jazz-Musiker und Theologen in einer Abendreihe der Spiritualität nach.

Wenn Efrat Alony singt, geht es um mehr als Töne und Texte. „Es ist, als ob ich Teil von etwas Größerem werde“, sagt die junge Frau und hebt Arme und Hände in Richtung Himmel.  Die 33-jährige Künstlerin sitzt in der Caféteria des Jazz-Instituts Berlin in der Nähe des Ernst-Reuter-Platzes, wo sie studiert hat. Gleich wird sie auf der Bühne eine ihrer Kompositionen singen.

Vorher spricht sie über ihren Auftritt am heutigen Freitagabend in der Gedächtniskirche. Es ist das erste Mal, dass sie in einer Kirche singe, sagt Efrat Alony. Das sei schon etwas ganz Besonderes. Das Projekt ist es auch, das sich der Saxofonist und Komponist Uwe Steinmetz ausgedacht und gemeinsam mit den Pfarrern organisiert hat. „In Spirit“ sind die zehn Abende überschrieben, an denen sich Jazz-Musiker und Theologen im blauen Oktogon der Gedächtniskirche treffen, um einem Thema mit Klängen und Worten nachzuspüren. Heute Abend geht es los mit dem Thema „Musik und Gebet“. An anderen Abenden soll es um „Zeit“, „Erfüllung“, um „Ewigkeit“ oder „Freiheit“ gehen. Den Musikern werden aber keine religiösen Themen übergestülpt, sagt Uwe Steinmetz. Ausgangspunkt sei vielmehr die Spiritualität.

„Ich bin nicht religiös“, sagt Efrat Alony. Aber ja, ein spiritueller Vorgang sei das Musikmachen auf jeden Fall. Wenn sie sich in die Welt der Töne hineinbegebe, betrete sie eine Art „magischen Raum“, sagt sie und versucht das spirituelle Erlebnisse in Worte zu fassen. In diesem Raum verschmelzen Erinnerungen, Träume und Begegnungen zu neuen Inspirationen. „Recollecting fading shadows of joy, I slowly unlock the shackles of thought“, singt sie etwa in ihrem Stück „Recollecting“.

Efrat Alony wurde in Haifa als Tochter irakischer Einwanderer geboren, studierte Komposition, Arrangement, Jazz- und klassischen Gesang in den USA, Israel und Berlin. Gerade hat sie ihr viertes Album „Dismantling Dreams“ veröffentlicht, in dem sie Elemente aus Jazz, Rock und Pop verknüpft. Den Abend in der Gedächtniskirche will sie mit einem israelischen Volkslied eröffnen.

Den theologischen Part übernimmt an diesem Abend Wolfgang Bittner, der Spiritualitätsbeauftragte der evangelischen Landeskirche. Während er seinen Vortrag vorher ausformuliert, weiß Efrat Alony noch nicht im Detail, wie die besondere Atmosphäre des blauen Kirchenschiffs sie und ihre Musik beeinflussen wird. „Meine Musik ist jeden Tag anders, denn ich bin jeden Tag ein bisschen ein anderer Mensch“. Sagt es, schüttelt den Lockenkopf und betritt die Bühne.

Gedächtniskirche, Breitscheidplatz, jeden Freitagabend bis 11.9., ab 22 Uhr, Eintritt frei. Infos unter www.in-spirit.eu

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