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Nachhilfe: Berlin für Anfänger

Jahr für Jahr zieht es gut 120.000 Neuberliner an die Spree, doch die Orientierung fällt den meisten auch nach einiger Zeit noch schwer. In einem Seminar können Zugezogene jetzt lernen, wie sie in der Großstadt klarkommen.

Auch nach zwei Monaten fällt Christoph H., die Orientierung in Berlin noch schwer. „Es ist nicht leicht, den Zugang zu dieser Stadt zu finden, weil das Angebot so übermächtig ist“, sagt der 28-jährige Augsburger. Er ist der Liebe wegen nach Berlin gezogen. Arm in Arm sitzt er nun mit seiner Freundin im Seminar „Berlin for beginners“ – und erhofft sich Orientierungshilfe für die Großstadt.

Thomas Knuth ist der Leiter des Seminars und hat diese Marktlücke entdeckt: Für eine Bekannte wollte er entsprechende Lektüre besorgen. „Ich schaute mich in den Buchhandlungen um, und was fand ich – nichts.“ Also nahm sich der gebürtige Baden-Württemberger, der seit fünf Jahren in der Hauptstadt lebt, kurzerhand selbst der Sache an. Ein Jahr ist er für sein Buch, das Mitte März im Berlin-Story-Verlag erscheint, durch die Kieze gezogen, hat Bezirksbürgermeister ausgefragt und Tipps fürs (Über-)Leben in der Drei-Millionen-Metropole gesammelt. Immerhin zieht es gut 120 000 Neuberliner Jahr für Jahr an die Spree.

Auch in drei Seminaren will er Neuberliner mit einer guten Portion Humor an die Hand nehmen und Fragen beantworten wie: Was charakterisiert die einzelnen Stadtteile? Wie lernt man schnell neue Leute kennen? Was sind hilfreiche Orientierungspunkte im verzweigten Straßennetz? Wie findet man am besten eine Wohnung? Zusammen mit der BVG bietet Knuth seine Seminarreihe an.

Besonders beliebt ist beim ersten Wochenendseminar die Rubrik „Besser lassen“: Bloß nicht den Berliner Dialekt imitieren, das Auto am 1. Mai in Kreuzberg parken oder den „großen Max“ markieren. „Fassadenkünstlern lässt der Berliner schnell die Luft raus“, sagt Knuth. Das Vorurteil von der berüchtigten Berliner Schnauze hat sich bei den meisten allerdings nicht bestätigt. „Ich habe die Berliner bisher als sehr höflich erlebt“, berichtet Keith Anderson, als Engländer der einzige Nicht-Deutsche in der Gruppe. Für einen Job als Gästeführer hat es ihn von Bristol nach Berlin verschlagen. Auch der Exil-Kölner Jörg Litwinschoh, der ein kleines Unternehmen für Gruppenreisen führt, hat in zwölf Monaten keinen Kulturschock zwischen rheinischem Frohsinn und Berliner Schnoddrigkeit erlebt. Sein Tipp fürs Überleben in der Hauptstadt: „Bloß nicht unterwürfig sein. Wenn man selbstbewusst auftritt, dann kommt man prima zurecht.“ Jörg Oberwittler

Die nächsten Termine: 23. Februar und 22. März, 10 bis 13 Uhr, 30 Euro.
Weiteres unter: Berlin for Beginners.

Jörg Oberwittler

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