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PARTY Gänger: Bassy

Am schönsten ist die Geschichte von den fünf Finnen. Die dort standen um zehn Uhr morgens und weinten, weil der DJ aufhören wollte.

Am schönsten ist die Geschichte von den fünf Finnen. Die dort standen um zehn Uhr morgens und weinten, weil der DJ aufhören wollte. Das ist nur eine der Legenden aus dem reichen Repertoire des Bassys, kein Club des Countrys, aber einer der Cowboys.

Der Bassy-Club am Pfefferberg ist schon das Bassy Nummer drei. Der erste war noch im Hinterhof, Ende der 90er, und eine brennende Öltonne soll davor gestanden haben. Gerade legal geworden flogen sie hinaus und eine Sauna kam hinein. Das Bassy zog an den Hackeschen Markt unter die S-Bahnbögen. Doch das missfiel sowohl den Besitzern als auch den Stammkunden, die sich vom Prenzlberg hinab plötzlich durch allerlei Touristen drängeln mussten. Nein, so nicht, dachten sie. Und waren froh, als im Pfefferberg ein Plätzchen frei wurde. Das ist ein bisschen mehr als ein Jahr her. Glaubt man gar nicht.

Als sei es schon immer da gewesen, so sieht es aus. Von den Wänden wachsen Geweihe, auf dem Türrahmen neben der Bar steht ein ausgestopfter Coyote und grast im Lametta. Die Lampe trägt einen Cowboyhut als Schirm, ein Hirschkopf leuchtet Neon aus der Ecke. Von der Decke baumeln Diskokugeln, auf die Bretterbühne mit Geländer führen drei Stufen hinauf. Ein rumpeliger Laden, das schon, aber ohne jeden Muff.

Heute Abend spielen „Cowboys on Dope“, ein Fan der ersten Stunde soll der CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer sein, der bei ihrem ersten Konzert hier auftauchte. Heute ist er leider nicht da. Die Tanzfläche ist noch fast leer. Nur eine Frau ganz in schwarz mit ebensolchem Cowboyhut groovt allein vor sich hin und zwei Männer stehen dort und tappen mit den Füßen. Cool.

Musik aus dem Amerika der 70er Jahre, aus dem guten Amerika, das sei das Bassy, sagt Mr. Bassy, der Lederstiefel unter der Jeans trägt und so gut gelaunt wie unausgeschlafen ist. Der Laden sei bei seiner Gründung eine Umerziehungsmaßnahme für die Stadt gewesen, meint er. Damals hätte es ja nur Techno gegeben in Berlin. Erst mit dem Bassy sei die Musik aus den 60ern und 70ern Mainstream geworden. Wen sie hier nicht alles entdeckt hätten, sagt Mr.Bassy. Er geht zur Juke-Box, und während er beginnt aufzuzählen, verschwinden die Namen einer nach dem anderen unter dem Scheppern der Musik. Nur soviel: Eigentlich wollte Madonna hier ihre Premiere feiern, als sie zur Berlinale in Berlin war. Doch an dem Abend spielte schon die Band King Khan und ein Konzert sage man nicht ab, sagt Mr. Bassy. Da haben sie Madonna eben ins Kaffee Burger geschickt. Auch keine schlechte Geschichte. Johanna Lühr

Bassy, Schönhauser Allee 176a, Fr. und Sa. ab 22 Uhr, Infos: www.bassy-club.de

Johanna Lühr

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