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PARTY Gänger: Ritter Butzke

Mach dich rar, du bist der Star – das funktioniert auch bei Clubs ganz gut. Das „Ritter Butzke“ ist so einer.

Mach dich rar, du bist der Star – das funktioniert auch bei Clubs ganz gut. Das „Ritter Butzke“ ist so einer. Ein Club, der am Wochenende meistens, aber nicht immer geöffnet hat und der im Internet nur in Blogs und privaten Tipps auftaucht. Gerade so, dass man über ihn spricht.

Das Butzke liegt in einem Hinterhof in Kreuzberg, in der Ritterstraße, ein paar Minuten vom Kottbusser Tor entfernt. Den Namen hat es offenbar seinem Standort zu verdanken. Früher war hier eine Fabrik, die Butzke-Fabrik, deren Namen auf einen Herr Friedrich Butzke zurückgeht, der 1873 eine Metallwaren- und Lampenfabrik gründete. Später spezialisierte er sich auf Sanitärtechnik, zog in den zwanziger Jahren in die Ritterstraße 26, bis die Firma so groß wurde, dass sie 1997 nach Brandenburg abwanderte.

Soviel zum Namen. Der Club hat nicht viel von einer Fabrik, sondern etwas Märchenhaftes. Mehr Ritter als Butzke. Die Räume sind labyrinthisch angeordnet, und es gibt zwei Eingänge. Durch den linken geht es zuerst in einen dunklen, irgendwie rötlichen und überladen dekorierten Raum hinein. Vor der hinteren Wand gibt es eine Bar und einen Raum weiter die Tanzfläche, über der Trauben von Diskokugeln in allen Größen hängen. Diesmal aber steht dort nur eine Handvoll potentieller Tänzer herum. Ein Vorhang daneben trennt einen schlauchigen Gang mit Kissen und Hockern ab. Durch den anderen Eingang kommt man ebenfalls zu einer Bar, eine Tür weiter zu einem Kickertisch und noch eine weiter in eine Art Aufenthaltsraum mit Ledercouch und altem Küchenschrank, kurz vor dem Eingang zu den Toiletten.

Heute Abend ist große Kunstfeier, und deswegen sind nicht nur sehr viele, sondern auch sehr viele sehr schöne Menschen dort. Das heißt in diesem Fall nicht zu offensichtlich herausgeputzt, sondern eher nachlässig gestylt: ein bisschen falsch geknöpft hier, ein dicker Schal über dem Seidenkleid dort und überall große Hornbrillengestelle unter dem Pony. Es ist jetzt ein Uhr und schlagartig voll geworden, als ob eine Welle mit einem Mal einen Schwall Gäste hineingespült hätte.

Jetzt stehen die Leute dicht aneinander gedrängt wie die Ölsardinen, während die Neuankömmlinge versuchen, sich hindurch zu schlängeln – nicht ohne Zwischenstopps: „Ach, da ist ja...“ und „Moment mal, das war doch...“ und „Hey, cool, dass du da bist!“ Jeder kennt jeden, und wenn nicht, wird er schnell vorgestellt. Das Licht flackert, alle rauchen wie verrückt, und wer bis zur Bar vorstößt, ist gefangen und muss für alle, die hinter ihm warten, mitbestellen. „Wir haben uns doch auch schon mal irgendwo gesehen“, sagt die Frau im schwarzen Kleid zu dem Mann mit Karohemd und legt den Kopf zur Seite. „Ach ja? Ach klar, damals mit dem ... na, jetzt fällt mir der Name nicht ein.“ „Ja genau, weiß ich jetzt auch gerade nicht.“ Egal. Da sie sich mögen, ist der vermeintlich gemeinsame Bekannte bald unerheblich, Hauptsache, die erste Hürde ist genommen. Und so kommt langsam Schwung in die Menge und in die Nacht, und so soll es noch sehr lange weitergegangen sein. Johanna Lühr

Ritter Butzke, Ritterstraße 24-26 in Kreuzberg, fast jeden Sonnabend ab 22 Uhr bis Sonntag 10 Uhr.

Johanna Lühr

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