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Jedermann

© - Foto:dpa

Premiere: Tod und Teufel im Dom

Zeit für „Jedermann“: Das Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal erlebt seine Wiederauflage.

„Kollo steckt im Fahrstuhl fest“, bat gestern Vormittag Brigitte Grothum im Radisson SAS Hotel noch um ein wenig Geduld. „Der Fahrstuhl ist ja auch nur für fünf Tonnen zugelassen“, frozzelte derweil Ezard Haußmann, was die allgemeine Heiterkeit noch höhere Wogen schlagen ließ. Dabei ging es eigentlich um eine ernsthafte künstlerische Sache – die 21. Jedermann-Festspiele vom 18. bis zum 28.Oktober im Berliner Dom.

„Wir ersetzen mit Heiterkeit und Spielfreude, was andere Theater an Subventionen bekommen“, erklärte Brigitte Grothum die familiäre Fröhlichkeit der Protagonisten ihrer aktuellen „Jedermann“-Inszenierung. 1987 hatte die Berliner Schauspielerin, die sich 16 Jahre lang als eine der „Drei Damen vom Grill“ durchs Vorabendprogramm briet, das Spiel vom Sterben des reichen Mannes nach Berlin zurückgeholt. Hier war es am 1. Dezember 1911 von Max Reinhardt im Berliner Zirkus Schumann uraufgeführt worden. Ab 1920 war der „Jedermann“ dann einer der Höhepunkte der Salzburger Festspiele. Wie dort ist längst auch in Berlin die alljährliche Besetzung der „Jedermann“-Rollen eine spannende und letztlich werbewirksame Sache.

Der Schauspieler Peter Sattmann hält „Jedermann“ seit zwölf Jahren die Treue – mal als Teufel, mal – wie diesmal – als Tod. Vor letzterem hat René Kollo – gestern danach befragt – keine Angst. „Es wird ja hoffentlich noch ein bisschen dauern“, sagte der diesjährige „Jedermann“ aus der berühmten Berliner Musiker-Dynastie. Zum Festspiel-Jubiläum 2006 stand er erstmals in dieser Rolle im Dom auf den Altarstufen.

Damals hatte er Barbara Becker als Buhlschaft zur Seite – jetzt ist es Jenny Elvers-Elbertzhagen, die gestern höchstes Lob von ihrer Regisseurin bekam. Sie sei nicht nur eine wunderbare Schauspielerin geworden, sondern mache auch Stimmung. „Mann und Weib liebt sie“, sagte die Grothum über die junge Kollegin, die sie als Buhlschaft schon zum dritten Mal die Puppen tanzen lässt – in diesem Jahr in einem aufregend rotem Kleid, „an dem man auch herumspielen kann“.

Den Mammon übernimmt Axel Herrig, Musicalbesuchern noch als Falco in Erinnerung. Auch Wolfgang Bahro und Dagmar Biener gehören zu denen, die nicht wegen des schnöden Mammons, sondern aus künstlerischer Leidenschaft „Jedermann“ die Treue halten. Dessen Festspiele nannte Ezard Haußmann gestern „ein deutsches Ereignis“, in dem er 1991 bis 1993 selbst in der Hauptrolle brillierte. Als Schauspieler, der gern Sänger geworden wäre, freute er sich auf neue Kollegen wie die ehemalige Mezzosopranistin Anny Schlemm, die erstmals „Jedermanns“ Mutter ist. Dass er „nur der Teufel“ ist, focht Haußmann nicht an. „Das ist die beste Rolle“, spaßte er, „der kommt zuletzt und die Zuschauer lachen, weil sie sich freuen, dass das heilige Getue endlich aufhört.“

Jedermann, Berliner Dom, 18. bis 28. Oktober 2007, täglich 20 Uhr, freitags, sonnabends und sonntags auch 15 Uhr, Kartentelefon: 312 70 41.

Heidemarie Mazuhn

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