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Oliver Kalkofe

© ddp

Programmkino: Promis demonstrieren gegen Schließung der "Kurbel"

Nach 77 Jahren soll das Kino "Kurbel" am 21. Dezember schließen. Anwohner gehen dagegen auf die Straße - und bekommen Unterstützung.

Mit Kerzen in der Hand steht Otto Sander am Donnerstagnachmittag vor der „Kurbel“. „Die muss erhalten bleiben, ich liebe Programmkinos“, sagt der Schauspieler. Auch mit seinen 70 Jahren gehe er noch ins Kino, dort nasche er dann Eiskonfekt. Um Sander herum stehen mehr als 150 Anwohner und Freunde des Kinos in der Giesebrechtstraße in Charlottenburg mit Wunderkerzen und skandieren: „Wir wollen die Kurbel retten, weil das unser Kino ist!“ Zuvor trafen sie sich im Irish Pub gegenüber.

Zur Unterstützung kamen noch mehr Prominente. Filmemacher Rosa von Praunheim hatte extra ein Gedicht geschrieben: „Die Kurbel muss weiterkurbeln, sie ist wie Essen und Trinken“. Berlinale-Chef Dieter Kosslick sagt, das Kino versprühe internationales Flair im Kiez, fast wie in Paris. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu Ende sein soll.“ Und Komiker Oliver Kalkofe, der um die Ecke wohnt, sagt: „Es ist das letzte kleine, unabhängige Kino hier. Es wäre traurig, wenn es einem Supermarkt weichen müsste.“ Auch Schauspielerin Angelica Domröse kam, Kollege Gerd Wameling versicherte seine Unterstützung in einem Brief, ebenso wie die gerade verreisten Anwohner, Kunstliebhaber Peter Raue und Andrea Gräfin Bernstorff und der Bundesverband der Fernseh- und Filmregisseure.

Zu der Veranstaltung hatte die Bürgerinitiative „Rettet die Kurbel“ eingeladen. „Die Kurbel ist kiezprägend, ein Stück Kultur- und Zeitgeschichte“, sagt Jens August. Nun müsse aber endlich investiert, das Kino für die Zukunft fit gemacht werden. Angeblich gibt es auch Interessenten, die dazu bereit wären. Christian Berg vom Medienboard Berlin-Brandenburg spricht von „zwei solventen, investitionsfreudigen Kinobetreibern aus Berlin“ sowie einer Privatperson aus der Stadt und einem Investor von außerhalb. Er hofft, dass der Kino-Eigentümer, der gleichzeitig auch der Betreiber ist, doch noch mit sich reden lässt.

Der Eigentümer wolle luxussanieren und lieber einen Biosupermarkt als Mieter, um mit der Immobilie Geld zu verdienen, sagt Berg. Alle Branchen könnten einen höheren Quadratmeterpreis zahlen als Kinobetreiber. Dem Vernehmen nach sollen zudem vier Wohnungen entstehen. Der Umbau sei bereits genehmigt, heißt es aus dem Bezirksamt, man habe da nicht intervenieren können. Berg kritiserte, dass im Senat und in den Bezirken ein Konzept zum Umgang mit Kinos fehle. Er rief dazu auf, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. In den vergangenen 20 Jahren seien im Westen Berlins 20 Kinos geschlossen worden. Der Umbau der Astor Film Lounge am Ku'damm und des Kinos am Bundesplatz aber hätten gezeigt, wie es auch gehen könne.

Nach 77 Jahren soll die Kurbel wie berichtet am 21. Dezember schließen. Zuvor soll noch einmal der Klassiker „Vom Winde verweht“ gezeigt werden, in den 50er Jahren lief der Streifen dort 28 Monate am Stück. Die Bürgeriniative hat bisher über 2000 Unterschriften gesammelt, auf Facebook haben sie über 3000 Unterstützer. Damit der Vorhang im Dezember nicht zum letzten Mal fällt, soll das Treffen erst der Anfang gewesen sein. Die Kurbel dürfe nicht vom Winde verweht werden, sagt Berlinale-Chef Kosslick.

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