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Stadtmenschen: Krenz feiert mit den Russen

Zur Feier ihres jeweiligen Nationalfeiertages laden fast alle Botschafter einmal jährlich Landsleute und Diplomaten ein. In die russische Botschaft kam auch Egon Krenz, der letzte SED-Staatsratsvorsitzende.

Wenn Russlands Botschafter Wladimir Kotenev einlädt, bricht fast automatisch Glamour-Alarm aus. Dabei war der Anlass am Donnerstagabend diplomatische Routine. Zur Feier ihres jeweiligen Nationalfeiertages laden fast alle Botschafter einmal jährlich Landsleute und Diplomaten ein. Seit der Unabhängigkeit Russlands am 12. Juni 1990 gibt es diesen Feiertag. „Wolfgang Joop kommt nicht“, sagt fast entschuldigend die Sprecherin. Dafür blitzt einem zwischen all den Exzellenzen schon von weitem ein fast vergessenes, erstaunlich weißes Gebiss entgegen. Im Jahr 20 nach dem Mauerfall ist auch Egon Krenz, der letzte SED-Staatsratsvorsitzende, gekommen. Entspannt isst er grüne Salzgurken und Pelmeni und lässt die Blicke schweifen. Knapp vier Jahre hat Krenz, der Honeckers Kronprinz war, wegen seiner Mitverantwortung für die Mauertoten im Gefängnis gesessen, baute dann für ein Gesundheitsunternehmen Beziehungen zu Osteuropa auf. „Gute Beziehungen zu Russland waren für Deutschland immer lebenswichtig“, sagt er. „Das war in Bonn so, das war in Berlin so, das ist heute noch so“. Der 72-jährige umarmt erfreut alte Bekannte: „Schön, euch mal wiederzusehen.“ Sein Begleiter, ein Immobilienmakler aus Rostock, erzählt zufrieden, wie kräftig die Preise anziehen an der Ostsee. Als eine russische Folkloregruppe singt, folgt Krenz der Musik. „Das Vergnügen muss man den alten Leuten auch lassen“, murmelt jemand. Danach gehen sie Unter den Linden lang, der dünne Makler und der massige Krenz, völlig unbeachtet von den vielen jungen Leuten, die ihnen entgegenkommen. Bi

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