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Strandbad Müggelsee

© Kitty Kleist-Heinrich

Treptow-Köpenick: Am Strandbad Müggelsee sind Investoren in Sicht

Das Bad am Müggelsee ist eine attraktive Immobilie, muss aber dringend saniert werden. Jetzt gibt es gleich mehrere Interessenten.

Von Fatina Keilani

Jahrelang lag sie unberührt am Strand und verfiel, jetzt buhlen gleich zwei Liebhaber um die schlafende Schöne. Denn trotz ihrer jetzt 80 Jahre und des angegriffenen Äußeren ist die Immobilie äußerst attraktiv – es braucht nicht viel Fantasie, aus dem Strandbad Müggelsee wieder ein Schmuckstück zu machen. Geld allerdings, das braucht es wohl, und nicht zu knapp. Eine denkmalgerechte Sanierung würde Millionen kosten.

Doch vom Geld will Gion Voges erst mal gar nichts hören. „Viel wichtiger ist ein politisches Bekenntnis, dass man das Bad erhalten will.“ Stattdessen ergehe sich das Bezirksamt in einem Hickhack der Zuständigkeiten. Der Verein „Bürger für Rahnsdorf“, dessen Vorsitzender Voges ist, hält das Bad am Laufen, seit die Bäderbetriebe es 2005 wegen Unwirtschaftlichkeit aufgaben. Es ist eine Art Notbetrieb. Das Bad ist von morgens bis abends geöffnet, es kostet keinen Eintritt, allerdings bietet es derzeit auch nichts.

Das soll sich ändern. Voges und seiner engagierten Truppe blutet das Herz angesichts des Verfalls. Am See ragen Eisenstäbe aus dem Beton ins Wasser, die Terrasse ist undicht, so dass es in die darunter liegenden Räume von der Decke tropft, was sie unvermietbar macht, in den früheren Umkleiden fallen die Kacheln ab, es liegen geborstene Bodenplatten, wo sie nicht hingehören – ein trister Anblick. Acht Ingenieurbüros haben sechs Monate lang Ideen gewälzt, über Elektrik, Brandschutz, Haustechnik, energetische Sanierung nachgedacht, jetzt stellten sie ihre Pläne vor. Ingenieur Wilfried Wolff beklagt wie Voges, dass es im Bezirksamt keinen Ansprechpartner gebe. Je nachdem, ob man das Bad als Denkmal, Immobilie oder Sportstätte sieht, kommen drei Stadträte in Betracht, und keiner der drei will sich die Verantwortung für so ein Projekt aufhalsen, besonders bei unklarer Finanzierung.

„Eigentlich gehört die Immobilie ja den Berliner Forsten, also dem Land“, sagt Rainer Hölmer (SPD), Stadtrat für Bauen und Stadtentwicklung. „Der Bezirk hat es übernommen, den Badebetrieb zu ermöglichen, aber wenn baulich etwas verändert werden soll, ist die Zustimmung des Eigentümers unabdingbar.“

Zwei Entwürfe liegen auf dem Tisch. Einmal der Vorschlag von Voges und Wolff. Sie wollen das Denkmal sanieren, ohne es groß zu verändern. In den „Würfel“, ein nachträglich hinzugefügtes Gebäude, das zu DDR-Zeiten eine Disco beherbergte, soll eine Pool-Landschaft einziehen; das Gebäude und die nebenan gelegene Sauna mit dem Haupthaus verbunden werden. Ein Investor sei auch schon vorhanden: Eine Firma aus Schöneiche wolle die Pool-Landschaft auf eigene Kosten hinbauen und betreiben. Mit dem Geld, das dadurch in die Kasse kommt, sollen nach und nach die Feinheiten am Gelände erledigt werden, sagt Gion Voges.

In eine ganz andere Richtung zielt der Entwurf von Architekt Gilbert Wilk. Er hat ihn vor rund einem halben Jahr beim Bezirk vorgestellt, und Stadtrat Hölmer zeigte sich sehr angetan von der Idee. „Uns geht es eher um eine Gesamtperspektive“, sagt Wilk. Sein Plan kombiniert Strandbetrieb („Badehosenebene“) mit Gastronomie („Strohhutebene“), Interessenten gebe es bereits. Gerade werde an einem Finanzierungsmodell getüftelt. Sowohl Voges als auch Wilk beziffern die Kosten auf knapp sieben Millionen Euro.

Immerhin gibt es laut Wilk schon Signale aus dem Bezirk, dass sein Plan genehmigungsfähig wäre, obwohl er Aufbauten auf der Terrasse vorsieht. Stadtrat Hölmer bestätigt das: „Denkmalgerechte kleinere Anbauten könnte man ermöglichen, wenn die anderen zuständigen Stellen einverstanden sind.“

Wilk ist kein Unbekannter. Von ihm stammt das Winterbadeschiff auf der Spree, das mittlerweile schwarze Zahlen schreibt. „Ich entwickele sportlichen Ehrgeiz, wenn etwas besonders schwierig scheint“, sagt er. Als der Bezirk für das Strandbad Müggelsee einen Betreiber suchte und keinen fand, sei bei ihm die Idee entstanden, als Architekt die sich scheinbar widersprechenden Interessen miteinander zu verbinden. Das Potenzial sei da: Die Landschaft, das Denkmal und die Atmosphäre seien wunderschön. Details seines Plans will er nicht verraten, nur eins: Der „Würfel“ soll abgerissen werden. Das will Voges’ Truppe unbedingt verhindern.

Gegner sind die Beteiligten aber nicht. „Ich finde es super, dass die sich so engagieren“, sagt Wilk. „Ich hätte ihnen allerdings nicht zugetraut, dass sie so weit gehen, einen eigenen Entwurf vorzulegen.“ Voges zeigt sich an einer Zusammenarbeit interessiert. Das Wichtigste sei schließlich, das Bad wiederzubeleben. Einen weiteren Knackpunkt gibt es aber noch: Die Voges-Gruppe will um jeden Preis, dass der Eintritt frei bleibt, während er nach Wilk zwei Euro kosten soll.

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