zum Hauptinhalt

STADTMENSCHEN: 75 Jahre Überholspur: Heidi Hetzer hat Geburtstag

Langsam und schleichend leert er sich, der Pool der West-Berliner Kultgesichter: Juhnke tot, Pfitzmann weg, Brigittchen Mira ebenso. Nur gut, dass Heidi noch durchhält.

Langsam und schleichend leert er sich, der Pool der West-Berliner Kultgesichter: Juhnke tot, Pfitzmann weg, Brigittchen Mira ebenso. Nur gut, dass Heidi noch durchhält. Madame Hetzer, Autohändlerin sowie Society- und Charity-Lady, wirkt unermüdlich als omnipräsentes Medien- und Galagesicht. Sie ist eine Show für sich, obwohl sie gar nicht im Unterhaltungsgeschäft ist. Klein, zierlich, für immer blond, für immer taff, für immer fröhlich. Nebenbei ist sie nach der Queen die zweite Frau Europas, der es gelungen ist, ihre Persönlichkeit kongenial durch die Wahl ihrer Handtaschen auszudrücken. Im Falle Heidi Hetzers handelt es sich dabei um eine wenig subtile aber werbewirksame Kollektion von farblich wechselnden Lederbehältern in Autoform. Womit das Leben der Jubilarin, die am heutigen Mittwoch ihren 75. Geburtstag feiert, sinnfällig beschrieben ist.

1969 übernimmt die Kfz-Mechanikerin den in Charlottenburg ansässigen Autohandel ihres Vaters, den sie bis heute zusammen mit ihrem Sohn leitet. Neben dem Unternehmerjob, dessen bis hin zu Selbstmordgedanken reichende Krisen sie ebenso öffentlich aufarbeitet wie ihre angebliche Freundschaft zu fünf Männern, die die seit 20 Jahren geschiedene Mutter zweier Kinder zwischen Bar und Bett begleiten, ist sie vor allem eins: begeisterte Automobilistin.

Ihre erste Rallye fährt sie 1953 zwar noch mit einem Motorroller um die Müggelberge, steigt dann aber aufs Auto um, wird weibliche Pionierin im männlich dominierten Motorsport und hortet heute über 150 Preise gewonnener Rennen. Sie fährt die Rallye Monte Carlo oder die Rallye Düsseldorf–Schanghai und organisiert seit einigen Jahren auch selber Oldtimer-Rallyes. Für 2015 hat sich sie sich eine Weltumrundung mit einem Oldtimer aus ihrer Autosammlung vorgenommen. Davon hat sie neulich in der von Dieter Moor moderierten RBB-Sendung „Im Palais“ erzählt, Thema: „Wir waren die Ersten – wenn Frauen die Männerwelt erobern“. In der Runde der Erfolgsfrauen saß unter anderen auch Techno-Ikone Marusha und erzählte von ihren Avantgardistinnenjahren. Natürlich hat Heidis verknitterter Charme sie und alle anderen in die Tasche gesteckt.gba

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false