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STADTMENSCHEN: In die Mitte gerückt

Israels Botschafter lud zur Feier der Unabhängigkeit

Im Ballsaal des Ritz-Carlton herrscht fröhliches Gewusel. Lange Büfetts mit Lachs und Artischocken, auch mit koscheren Spezialitäten werden noch vor den Reden erobert, ein Kammerquartett spielt Vivaldi, etwa 1000 Gäste parlieren lebhaft. Diesmal feierte Israel seinen Unabhängigkeitstag, den 62., nicht im Garten der Botschaft draußen in Schmargendorf, sondern mitten in Berlin. Der Ort war mit Bedacht gewählt. Botschafter Yoram Ben-Zeev sprach am Dienstagabend von „einem nachdenklichen Tag“. Der 20. April sei auch der Geburtstag Hitlers, der keinen größeren Wunsch gehabt habe, als den Juden ein Ende zu bereiten. Der Unabhängigkeitstag richtet sich nach dem jüdischen Mondkalender und fällt sonst meist in den Mai.

Unweit des Reichtags und des früheren Führerbunkers befinde man sich hier in der Nähe zweier Orte, von denen abgrundtiefer Hass gegenüber Juden ausgegegangen sei. Das sei auch ein Sieg des Guten über das Böse, und „ein Sieg der Demokratie über die Diktatur“. Ben-Zeev erinnerte daran, dass 2010 das 45. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen markiere. Mit dabei waren zahlreiche Rabbiner, Filmproduzent Artur Brauner, US-Botschafter Philip Murphy, Unternehmerin Isa von Hardenberg, Filmproduzentin Regina Ziegler, Christina Rau, die derzeit besonders gern nach Israel fliegt, weil dort ihre Tochter unter anderem Arabisch und Hebräisch studiert, Schwedens Botschafterin Ruth Jacoby, deren Großvater einst das Berliner Rabbiner-Seminar besuchte, und Margot Friedlaender, die 88-jährige Holocaust-Überlebende, die erst kürzlich von New York zurück in ihre alte Heimat Berlin gezogen ist. „Er hat mich angesprochen“, kommentierte sie die Rede des Botschafters. „Ich fand es schön, was er gesagt hat.“

Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte in einer Ansprache: „Die heutigen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel erscheinen wie ein Wunder der Geschichte, auf das niemand ernsthaft hoffen konnte.“ Aus einem scheinbar aussichtslosen Versuch, den Konrad Adenauer und Ben Gurion unternommen hätten, sei eine wunderbare Form der Kooperation entstanden. „Freundschaften sind ein Geschenk, auf das es keinen Anspruch gibt“, sagte er weiter. „Dass es uns gegeben ist, ist hoffentlich auch ein Beispiel für andere Teile der Welt.“

Das Fest ging länger als geplant. Die Musik spielte einfach immer weiter zu Ehren dieses Wunders, dem weitere folgen könnten. So hoffnungsfroh und deutlich wie an diesem Abend wird das selten gesagt. Bi

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