zum Hauptinhalt

Berlin: Stadtmenschen: Staatsbank wachgeküsst

Sonntag, ehemalige Staatsbank. Französische Strasse 35.

Sonntag, ehemalige Staatsbank. Französische Strasse 35. Still steht das Haus, auf Säulen ruht sein Dach. Die Erneuerung der Stadtmitte hat es ausgespart. So steckt das Palais, einst die DDR-Zentralbank, davor Eigentum der Dresdner Bank, noch tief in seiner DDR-Vergangenheit, ach was: der Nachkriegsjahre - wo sonst sind noch ziegelvermauerte Bögen zu sehen, die Stadt-Mode von 1947? An diesem Abend, als der Schnee über Berlin kam, erwachte das Haus zum Leben. Und wer hat es wachgeküsst? Erstens Rechtsanwalt Peter Raue, denn der feierte hier seinen 60. Geburtstag. Zweitens dessen Lebensgefährtin Andrea von Bernstorf - unter ihrer Regie hatten sich Büroräume, Treppenhaus und Atrium verwandelt, mit kräftiger Hilfe des Fundus der Deutschen Oper - ein Winternachtstraum.

Ihren Anteil hatten, natürlich, auch die Gäste des prominenten Kulturenthusiasten, sein "engerer Freundeskreis", so um die 240 Leute. Zufällig 240 Prominente, wie Peter Wapnewski spottete, der auch hier in seiner Paraderolle, der des Laudators, auftrat. Vorher waren dem Premierentiger Raue etliche Premieren beschert worden. Zum Beispiel die Uraufführung eines Quartett-Zyklus, der sich - von Bach bis Schnittke - durch die Musikgeschichte ringelte, inspiriert von einem naheliegenden Leitmotiv - Happy Birthday. Oder Ex-Festspiel-Chef Eckhardts Debüt als Klavierspieler. Oder Peter-Klaus Schuster, der Generaldirektor der Museen, der mit rollendem Raunen den gerühmten Redner Raue bat: Talk to us. Den ultimativen Schritt tat übrigens Wapnewski: er forderte für den Jubilar den Urheberschutz als lebendes Kunstwerk. Den Raue als Anwalt für ein Künstler-Paar erstritten hatte. Mit Wapnewski zu reimen: "was Eva und Adele billig/ gewährt man Peter Raue willig".

Rdh.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false