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Stadtreinigung: BSR-Chef wehrt sich

Gerhard Gamperl, der fristlos gekündigte Chef des Berliner Stadtreinigung (BSR) wehrt sich gegen seine Entlassung. Die von Wirtschaftssenator Harald Wolf genannten Entlassungsgründe träfen nicht zu.

Berlin - Er sei "fassungslos" und tief betroffen über die Kündigung, sagte Gamperl. Harald Wolf (Linkspartei) hatte als BSR-Aufsichtsratschef Gründe wie schlechte Amtsführung und ein zerrüttetes Vertrauensverhältnis angeführt. Für Gamperls Begriffe seien fristlose Kündigungen nur angemessen, wenn "jemand silberne Löffel stiehlt" oder nicht gemachte "Dienstreisen nach Südafrika" abrechne.

Zur Aufklärung der Hintergründe für die fristlose Kündigung des bisherigen Chefs der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR), Gerhard Gamperl, drängen CDU und FDP auf eine Sondersitzung des zuständigen parlamentarischen Beteiligungsausschusses. Die CDU unterstütze die Forderung der Liberalen, dass Wolf dort zu den Vorgängen Rede und Antwort stehen müsse, sagte der CDU-Wirtschaftsexperte Michael Dietmann.

Nach Darstellung von Grünen-Ausschussmitglied Jochen Esser hat die Öffentlichkeit Anspruch auf eine Stellungnahme Wolfs zu den Kündigungsgründen. Die bisherige Erklärung des Aufsichtsrates reiche nicht aus, nachdem Wolf Gamperl 2003 mit "großen Vorschusslorbeeren" für den Posten ausgesucht habe. Sollte dies nicht nachgeholt werden, müsse der "einmalige Eklat" im Ausschuss beraten werden.

Wolf wirft Gamperl "Pflichtverletzungen" vor

Harald Wolf verteidigte unterdessen die fristlose Kündigung. Der Aufsichtsrat werfe Gamperl eine "Reihe von Pflichtverletzungen" vor, sagte Wolf am Dienstag nach der Senatssitzung. Insbesondere sei er seiner "zentralen Aufgabe" nicht nachgekommen, die Tarifkalkulation bei "hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen" mit dem Handelsrecht in Übereinstimmung zu bringen, um einen Gebührenskandal wie 2002 bei der BSR künftig auszuschließen, sagte Wolf weiter. Die Frage eines möglichen Schadens für das Unternehmen sei derzeit noch offen.

Der 45-jährige Manager Gamperl war erst im Dezember 2003 an die Spitze des Unternehmens berufen worden. Die BSR ist mit fast 6000 Mitarbeitern eines der größten Müllentsorgungsunternehmen Europas. Gamperl sagte, es habe kein "für alle Beteiligten gesichtswahrendes Angebot gegeben". Nach den Angaben Gamperls habe der Aufsichtsrat nur die Weiterbeschäftigung für einige Monate ohne Zahlung einer Abfindung angeboten. Der Manager reicht nun Klage vor dem Arbeitsgericht ein, um die Kündigung unwirksam zu machen. "Es geht mir um meinen guten Ruf und nicht ums Geld." Gamperls Anwalt sagte, er rechne mit einer ersten Verhandlung noch vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl am 17. September. Bei einem Erfolg könnten auf das Land laut Medienberichten Abfindungszahlungen von einer Million Euro zukommen. Gamperls Vertrag wäre erst 2008 ausgelaufen.

Die Gründe der fristlosen Kündigung könne er sich nicht erklären, meinte Gamperl. Das Betriebsergebnis der Berliner Stadtreinigung für 2005 sei sehr gut. Die Zahlen werden im Mai vorgestellt. Auch die Probleme mit der von der BSR und dem Abfallunternehmen Alba gemeinsam betriebenen MPS-Müllanlage fielen nicht in seine Verantwortung, sagte Gamperl. Der Entsorger Alba kritisiert, die BSR trage einen zu geringen Anteil der Kosten. Gamperl räumte allerdings "atmosphärische Störungen in den letzten Wochen und Monaten" zwischen ihm und Wolf ein. "Es gab Vorkommnisse, die aus meiner Sicht nicht sehr erfreulich waren." Näher dazu wollte Gamperl sich nicht äußern. (tso/ddp/dpa)

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