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Berlin: Startprobleme für neuen Regioverkehr

Zügen fehlt Zulassung Streit um Einnahmen.

Berlin - Zu wenig gelieferte Züge und Streit ums Geld – die Generalprobe für die Ausschreibung des S-Bahn-Betriebs ist wohl schiefgegangen. Nach einer gewonnenen Ausschreibung übernimmt die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) im Dezember den Betrieb auf den Regionalexpresslinien RE 2 (Wismar–Berlin-Cottbus) und RE 4 (Rathenow–Berlin–Jüterbog). Fahrzeuge dafür muss sie sich wohl leihen, denn der Hersteller kann die 16 neuen Züge nicht liefern. Auch die S-Bahn-Ausschreibung sieht neue Züge vor. Und weil nach der Regionalbahnausschreibung auch die Einnahmen der Verkehrsunternehmen neu aufgeteilt werden, gibt es Ärger: Die S-Bahn hat den Vertrag mit der BVG gekündigt.

Insgesamt wollte die Odeg 16 neue Doppelstocktriebwagen, vom Hersteller Stadler „Kiss“ genannt, anschaffen. Liefern kann das Pankower Unternehmen wahrscheinlich nur acht bis elf, denen allerdings noch die Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt fehlt. Stadler-Sprecherin Katrin Block sagte, die Zulassung laufe derzeit. Sie rechne damit, dass die ausgelieferten Züge im Dezember auch fahren dürfen.

Egal, wie viele Züge die Odeg einsetzen kann – Fahrten sollen nicht ausfallen. Nach Angaben von Odeg-Chef Arnulf Schuchmann hat das Unternehmen gelungen Ersatzzüge gefunden; vorwiegend bei der Deutschen Bahn, die die beiden Strecken bisher betrieben hat. Dabei hat die Bahn selbst kaum noch Reserven. Und für die beiden Linien gibt es besondere Anforderungen: Die Züge der RE 2 brauchen Loks, die 160 km/h fahren können, weil nur so der Fahrplan auf dem Abschnitt nach Cottbus einzuhalten ist. Und bei der RE 4 müssen die Wagen tunneltauglich sein, weil die Züge in Berlin durch den Nord-Süd-Tunnel fahren. Deshalb brauchen sie eine Einrichtung, die zulässt, dass die Züge nach dem Ziehen der Notbremse erst im nächsten Bahnhof und nicht im Tunnel halten.

Schwieriger als das Problem mit den Fahrzeugen ist der bei der Ausschreibung erfolgte Wechsel bei der Finanzierung. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat mit der Odeg – wie auch mit der Deutschen Bahn – sogenannte Bruttoverträge abgeschlossen. Dabei erhalten die Unternehmen einen festgelegten Zuschuss, die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf fließen dagegen an die Landeskassen von Berlin und Brandenburg. Bisher galten Nettoverträge, bei denen die Verkehrsbetriebe auch die Einnahmen behielten.

Diese wurden nach komplizierten Modellen zwischen der BVG, der S-Bahn und den Betreibern der Regionalbahn aufgeteilt, die dafür untereinander einen besonderen Vertrag geschlossen hatten. Durch den Bruttovertrag für die Odeg und den Regionalverkehr der Bahn fehlen nun die Einnahmen, die direkt an die Länder gehen. Nach Tagesspiegel-Informationen müssten die BVG und die S-Bahn auf zusammen rund zehn Millionen Euro im Jahr verzichten. Weil es keine Einigung mit dem VBB gab, hat die S-Bahn den Vertrag gekündigt. Vor dessen Abschluss führten BVG und S-Bahn einen Kampf um jeden Fahrgast, da sie jeweils die bei ihnen erzielten Einnahmen behielten.

Das jetzige Durcheinander nach der Ausschreibung für die Regionallinien hat aber auch etwas Gutes: Schuchmann hofft, dass es sich bei der Ausschreibung für die S-Bahn nicht wiederholen wird. Die Odeg könnte sich auch dafür bewerben. Klaus Kurpjuweit

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