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Berlin: Statt Mäusedreck

Andreas Conrad über die Alchemie des Dosenpfands Das Handwerk des Alchimisten galt hierzulande bis zum Jahreswechsel als ausgestorben. Niemand glaubte doch mehr, dass man mittels dubioser Prozeduren einen substantiell klar definierten Stoff minderer Qualität zu einem Edelmetall umwandeln könne.

Andreas Conrad über

die Alchemie des Dosenpfands

Das Handwerk des Alchimisten galt hierzulande bis zum Jahreswechsel als ausgestorben. Niemand glaubte doch mehr, dass man mittels dubioser Prozeduren einen substantiell klar definierten Stoff minderer Qualität zu einem Edelmetall umwandeln könne. Aus Krötenblut, Mäusedreck, einem abgenagten Hühnerbein und anderen fragwürdigen Ingredienzien um Mitternacht Gold herstellen, das gab es nach einhelliger Meinung allenfalls im Märchen. Die Einführung des Dosenpfands hat diese eherne Gewissheit des modernen Menschen weitgehend ausgehebelt. Der handliche WegwerfBehälter zeigte schon früher eine Tendenz zur Mutation, was der legendäre Satz „Ich war eine Dose“ klug reflektierte. Freilich war es von der Dose zum aufziehbaren Blechfrosch ein vergleichsweiser kleiner Schritt gegenüber den Möglichkeiten, die die modernen Öko-Gesetze eröffnet haben. Nunmehr müsste doch, bei hinreichender Dubiosität aller Beteiligten, ein schlichter Pfandzettel („Ich bin eine Dose“) genügen, nicht mit, sondern statt dieser über die Verkaufstheke gereicht. Zugegeben ein Teufelspakt, bei dem sich der eine den Dosentransport zum Laden, der andere die Entsorgungskosten spart, und beide jubilieren: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

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