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Berlin: "Stelle statt Stütze": Jobs über Sozialhilfe

Ayhan Boyraz stottert und wird ein wenig rot. Die Frage nach seinem Schulabschluss ist ihm unangenehm.

Ayhan Boyraz stottert und wird ein wenig rot. Die Frage nach seinem Schulabschluss ist ihm unangenehm. "Äähm, ich habe den erweiterten Hauptschulabschluss", gesteht er und fügt schnell hinzu: "Das lag an mir, eigentlich hätte ich auch das Abitur geschafft." Der 34-Jährige absolvierte nach der Schulzeit seinen Wehrdienst, bei der Luftwaffe der Bundeswehr, danach war er arbeitslos. Eine Zeitlang arbeitete er als Zeitungsausträger, aber der Job wurde ihm gekündigt. Zunächst bekam er Arbeitslosengeld, seit fast drei Jahren ist er Sozialhilfeempfänger. Bis zur dieser Woche - da bekam Ayhan Boyraz durch das Modellvorhaben "Stelle statt Stütze" eine Arbeitsstelle. Er ist der 3000. Sozialhilfeempfänger, der seit Beginn des Projekts eine Festanstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt bekam.

Das Projekt startete 1997 in Berlin mit Mitteln der Sozialhilfe und des Europäischen Sozialfonds; umgesetzt wird es von der "Gesellschaft für soziale Beratung" (gsub). Ayhan Boyraz bekam den Tipp im Sozialamt Charlottenburg. Die gsub hat mit 12 Sozialhilfe-Ämtern entsprechende Verträge. Alles andere liegt an dem Sozialhilfeempfänger selbst. Boyraz nahm mit einem kleinen Familienbetrieb Kontakt auf. Danach erst wendete er sich an die Infobörse der Servicegesellschaft in der Stallschreiberstraße 12 in Kreuzberg. Dort können sich Sozialhilfeempfänger jeden Mittwoch ab 11 Uhr beraten lassen. Kleine Betriebe können mit Zuschüssen bis zu 24 000 DM für ein Jahr lang gefördert werden, wenn sie sich verpflichten, einem Sozialhilfeempfänger einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu geben und diesen gleichzeitig ein 800-stündiges Qualifizierungsprogramm anzubieten. Boyraz konnte seinen zukünftigen Arbeitgeber überzeugen, dieses Angebot anzunehmen und ihn einzustellen.

63 Prozent der vermittelten Sozialhilfeempfänger halten das Qualifizierungsjahr durch, sagte Reiner Aster von der gsub. Der Rest breche aus mangelnder Arbeitsmotivation, Ärger im Job oder wegen einer anderen Stelle wieder ab. Immerhin bleiben 80 Prozent der durch die gsub vermittelten Arbeitnehmer aber im Job.

suz

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