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Berlin: Stelzenläufer unter dem Zeltdach Figurentheater-Festival im Sony Center

Gerade erst hat sich die weiße Fee mit dem vierfüßigen Riesen-Käfer angefreundet, da droht schon wieder Ärger: Zwei Außerirdische suchen Streit, ein Kampf ist unvermeidlich. „Nach 20 Minuten Rumhüpfen bin ich am Ende“, sagt Lena Baader.

Gerade erst hat sich die weiße Fee mit dem vierfüßigen Riesen-Käfer angefreundet, da droht schon wieder Ärger: Zwei Außerirdische suchen Streit, ein Kampf ist unvermeidlich. „Nach 20 Minuten Rumhüpfen bin ich am Ende“, sagt Lena Baader. Sie spielt die Fee, in Nylon gehüllt und auf Stelzen.

Baaders Gruppe ist eine der Attraktionen beim vierten Figurentheater-Festival im Innenhof des Sony Centers. Zwei Dutzend Gruppen zeigen bis Sonnabend Beispiele aus einem „Genre der unbegrenzten Möglichkeiten“, sagt Cornelia Keller-Kirst, die künstlerische Leiterin des Festivals „Forum der Fantasie“. Manche Darsteller stecken mit Armen und Beinen in ihren Puppen, andere bewegen Marionetten oder Stockpuppen, steigen mit ihren Figuren von der Bühne herab und binden das Publikum in die Handlung ein. Britt Wolfgramm aus Hannover kann das nicht: Sie trägt ihre Bühne und alle acht Puppen unter ihrem aufklappbaren Reifrock.

Neben der unterschiedlichen künstlerischen Gestaltung gebe es auch eine enorme inhaltliche Bandbreite, sagt Keller-Kirst. „Figurentheater ist nicht bloß Kinderkram.“ Die Puppen eigneten sich bestens, um Beziehungsdramen, Krimis oder Science-Fiction zu spielen.

Um das zu beweisen, finden täglich ab 17 Uhr Vorstellungen für Erwachsene statt. Da geht es zum Beispiel um Harry, den verlotterten, ewigen Verlierer. Harry hat seinen Job verloren, wird von seinem besten Kumpel belogen und schließlich auf offener Bühne erschossen. „Mein Stück ist eindeutig nicht für Kinder geeignet“, sagt Michael Hatzius, dessen rechte Hand in Harry steckt. Mit seinen Fingern kontrolliert er die Mimik der Puppe, lässt sie wütend, traurig oder verzweifelt erscheinen. Und da das verknautschte Puppengesicht aus Gummi besteht, ließen sich Gefühle viel deutlicher zeigen, als es durchschnittliche Schauspieler jemals könnten, meint Hatzius.

Keller-Kirst hofft, das Figurentheater durch ihr Festival aus seinem „Schatten-Dasein“ zu befreien. Zum Beispiel könnten Puppen auch als Seifenoper-Darsteller im Fernsehen eingesetzt werden. Und auch für die Tagesthemen schwebt ihr eine Umbesetzung vor: „Eine Puppe als Ersatz für Uli Wickert – das wäre spannend.“

Das komplette Programm des Festivals gibt es unter www.artefakt-berlin.de

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