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Berlin: Stets zu Diensten

Sie bekämpfen das Chaos oder beenden Beziehungen: In Berlin gibt’s für jedes Problem passende Helfer

Sie schafft nicht nur Ordnung. Sie befreit auch. Zum Beispiel von dem Brief, der seit Jahren auf dem Schreibtisch liegt und den man immer schon beantworten wollte. Christa Beer sagt: „Weg damit“, und sofort ist ihr Kunde von einer Sorge befreit. Oder die Postkarte, die man vor langer Zeit aus dem Urlaub mitbrachte und irgendwo archivieren wollte, aber dann doch nur in die Ecke legte zu den anderen nutzlosen Dingen. Einfach weg damit.

70 Prozent dessen, was sich auf unaufgeräumten Schreibtischen stapelt, könnte man problemlos entsorgen, schätzt Beer. Und der Rest muss systematisch geordnet werden, damit man den Überblick behält. Christa Beer ist Profi-Sortiererin. Aufräum-Expertin. Sie schafft im Leben der Menschen ein System. Das besteht meistens aus diversen Ordnern, entsprechend der Beer-Systematik, die hat sie selbst entwickelt. Und in einem Buch dokumentiert: „Bermuda-Dreieck Schreibtisch“. Wer sie zu Hilfe ruft, löst sein Problem dauerhaft, sagt Beer. „Die Rückfallquote liegt praktisch bei Null.“ Bis zu einer Woche dauert die Zusammenarbeit. Die größte Menge Papier, die sie bei einem Auftrag entsorgt hat, waren zwei Kubikmeter – das entspricht acht großen Mülltonnen. Eigentlich ist Beer Agrar-Ingenieurin. Sie war lange in der Entwicklungshilfe tätig. Mit Ende 40 wurde sie arbeitslos. Da hat sie sich selbstständig gemacht mit ihrer Idee. Das ist jetzt fünf Jahre her.

In Berlin gibt es eine Menge Menschen, die sich auf ganz besondere Dienstleistungen spezialisiert haben. Manche richten fremde Wohnungen nach Feng-Shui-Regeln ein, andere helfen mit Hypnose beim Nikotinentzug, wieder andere dienen als Butler oder machen Hausbesuche, um zu massieren. Und es gibt Bernd Dressler. Er ist Deutschlands erster und einziger professioneller Schlussmacher. Wenn jemand eine Beziehung beenden möchte, sich aber nicht traut, nimmt er Kontakt zu Dressler auf. Und der macht dann kurzen Prozess – per Hausbesuch für 49,95 Euro oder telefonisch, das kostet nur 20 Euro. Ob es moralisch vertretbar ist, einen Fremden zum Schlussmachen vorzuschicken, dazu möchte sich Dressler nicht äußern. Er ist nur der Dienstleister, und die Geschäftsidee funktioniert. Mehr als 200 Beziehungen hat er seit letztem August schon beendet.

Am Anfang gibt es ein Vorgespräch. Da fragt Bernd Dressler zum Beispiel, ob der Noch-Partner zu Gewalt neigt. Falls ja, übermittelt Dressler die Nachricht nur telefonisch. „Für so wenig Geld lasse ich mich nicht krankenhausreif schlagen“. Auf Wunsch übergibt er auch eine Liste mit Gegenständen, die sein Auftraggeber zurückfordert. Meistens sind das Urlaubsbilder, sagt Dressler. Und: Meistens sind es Frauen, die ihn schicken. Damit seine Kunden auch ganz sicher sind, dass sie sich trennen wollen, hat Dressler auf seiner Internetseite den Test „Wie tief stecken Sie in der Krise?“ eingestellt. Da kann man auf einer Skala einschätzen, wie verständnisvoll der Partner ist und ob man sich geliebt fühlt. Das Programm rät dann, ob ein Schlussstrich angebracht ist. Sein Job liegt ihm, deswegen weitet Dressler sein Angebot jetzt aus: Unter www.bad-news24.de kann man ihn ab sofort beauftragen, Verwandte über ihre Enterbung zu informieren oder Nachbarn den Krieg zu erklären.

Wer seine Beziehung beenden möchte, weil er den Partner der Untreue verdächtigt, sollte vor Bernd Dressler besser noch die Agentur „Treue Test“ beauftragen. Die schickt attraktive Lockvögel los, um zu prüfen, ob sich der Verdächtigte im Ernstfall auf einen Seitensprung einlässt. Oder zumindest bereitwillig die Telefonnummer hergibt, dass ist für manchen auch schon ein Trennungsgrund. Und wenn dann die Beziehung futsch ist, braucht man Veränderung. Das ist ein Reflex. Man kann sich die Haare neu machen oder sich anders einkleiden oder die Wohnung streichen. Und nichts davon muss man alleine machen.

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