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Die BVG und die Polizei laufen gemeinsam Streife am U-Bahnhof Alexanderplatz.

© imago/Olaf Selchow

Straftaten im ÖPNV: Mehr Gewalttaten an U-Bahnhöfen

Neue Zahlen vom Senat zeigen: 2017 registrierte die Polizei mehr Gewalttaten im Nahverkehr als in den Jahren zuvor. Drei U-Bahnhöfe sind besonders gefährlich.

Von Ronja Ringelstein

Viele Berliner fühlen sich nicht sicher, wenn sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Und aktuelle Zahlen des Senats zeigen: Die Zahl der registrierten Straftaten nimmt zu. In den U-Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) beispielsweise hat sich die Zahl der Körperverletzungen in den letzten fünf Jahren um rund 300 Fälle auf 1863 im Jahr 2017 erhöht. Insgesamt kam es im vergangenen Jahr zu 2454 Straftaten mit Gewaltcharakter an U-Bahnhöfen. Allerdings ist auch die Zahl der Fahrgäste 2017 um 1,8 Prozent gestiegen, die BVG zählte über eine Milliarde Fahrgastfahrten.

Der Abgeordnete Sven Kohlmeier (SPD) hatte die Zahlen beim Senat abgefragt. Dabei ließ er sich auch die gefährlichsten U-Bahnhöfe auflisten. Nicht überraschend: Der Alexanderplatz ist mit 182 Körperverletzungen Spitzenreiter bei den Gewaltdelikten – das sind 61 mehr als im Jahr zuvor. „Diesen Anstieg finde ich erstaunlich und erschreckend, wenn man sieht, wie viel dort von Polizei und BVG gemacht wird. Offenbar fällt es den Tätern immer noch zu leicht, da Straftaten zu begehen“, sagt Kohlmeier. Seit dem vergangenen September gibt es eine mobile Wache am Alex und verstärkte Videoüberwachung.

Kohlmeier fordert mehr Präsenz an BVG-Mitarbeitern

Dass mehr Kameras offensichtlich nicht dazu beitragen, Straftaten zu verhindern, zeigten die aktuellen Zahlen erneut, findet Kohlmeier. Er fordert deshalb mehr Personal. „Es sollte wie früher auf jedem Bahnhof ein Mitarbeiter der BVG präsent sein.“ Das steigere auch das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste. „Bei 174 U-Bahnhöfen in Berlin wäre angesichts der guten Haushaltslage finanzierbar.“ Auch am Kottbusser Tor (119 Körperverletzungen in 2017), am Hermannplatz (76 Körperverletzungen) und an der Osloer Straße (67 Körperverletzungen) nahmen Straftaten zu. Einzig beim Taschendiebstahl zeichnet sich ein rasanter Rückgang ab (von 10.522 Fällen in 2016 zu 4830 im letzten Jahr) – hier zeigen die gemeinsame Sicherheitsstreife von Polizei und BVG und Kameratechnik offenbar Wirkung.

Kohlmeier fragte auch, was die BVG für Opfer tue – die verweist auf Hilfsangebote wie den „Weißen Ring“. Die Antwort reicht dem SPD-Abgeordneten allerdings nicht. Viele Menschen wüssten gar nicht, dass es diese Angebote gibt und sie sich an den Berliner Opferbeauftragten wenden können. „Ich erwarte zumindest, dass die BVG den Opfern sagt, welche Hilfsangebote es gibt. Die Diskussion dreht sich zu viel um die Täter.“

Die schriftliche Anfrage mit allen Zahlen finden Sie hier.

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