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Berlin: Straßenzeitungen im Harry-Potter-Fieber

Verkaufszahlen steigen bereits vor dem Abdruck des ersten Kapitels

Die drei Berliner Obdachlosenzeitungen verkaufen sich dank Harry Potter schon jetzt wie von Zauberhand – obwohl der Vorabdruck des ersten Buchkapitels erst in der Nacht zu Sonnabend beginnt. Beim „Straßenfeger“ ist die aktuelle Ausgabe mit einer Auflage von 10 000 Stück vergriffen. „Wir müssen für die Tage bis Sonnabend noch nachdrucken“, sagt Redakteur Thomas Lemmer. Auch von der „motz“ und der „Stütze“ hieß es, der Absatz habe sich stark erhöht. Die Blätter kosten je 1,20 Euro.

Wie viele Käufer irrtümlich annehmen, in den Blättern stehe bereits der Potter-Text, ist unklar. Die Redaktionen vermuten, dass die vielen Medienberichte über die Unterstützung durch Romanautorin Joanne K. Rowling das Interesse an den Straßenzeitungen allgemein erhöht haben. „Die Aufmerksamkeit ist größer geworden“, sagt Thomas Schepers von der „Stütze“.

Auf den erwarteten Ansturm ab Sonnabend ist man vorbereitet. Die „motz“ druckt 20 000 statt der üblichen 15 000 Exemplare; der „Straßenfeger“ legt von bisher 15 000 bis 18 000 Stück auf 20 000 zu, und die „Stütze“ steigert ihre Auflage von 10 000 auf 15 000. Darüber hinaus „ist Nachdrucken jederzeit möglich“, heißt es bei allen drei Zeitungen.

Wer das erste Kapitel von „Harry Potter und der Orden des Phönix“ vor dem Erscheinen des Buches am 8. November lesen will, muss nicht auf die Begegnung mit einem Straßenverkäufer in der U-Bahn, S-Bahn oder in einem Lokal warten. Ab Sonnabend um 0.01 Uhr gibt es die „motz“ bei einer Party in der Notunterkunft in der Weserstraße 36 in Friedrichshain und den „Straßenfeger“ im „Café Bankrott“ in der Prenzlauer Allee 87 in Prenzlauer Berg. Eine Nachtschicht legen auch die Mitarbeiter im Vertriebsbus der „Stütze“ ein, der die Zeitung normalerweise täglich von 8 bis 19 Uhr vor dem Fernsehturm am Alexanderplatz anbietet. Für Sonnabend um 12 Uhr plant die „Stütze“ eine Verkaufsaktion am Sony-Center am Potsdamer Platz. Mit dabei sind der Fernsehschauspieler Michael Lehmann und Schlagersänger Frank Zander, der sich seit langem für Obdachlose engagiert und dafür das Bundesverdienstkreuz erhielt.CD

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