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Berlin: Streifzüge an der Mauer

Gedenkkonzept wird öffentlich erörtert

Peter Zint, der als 20-jähriger West-Berliner 1961 den Bau der Mauer an der Bernauer Straße miterlebte, gehörte gestern Mittag zu denen, die sich am Ort in eine „Zeitzeugenliste“ eintrugen. Er vermisst an der bisherigen Mauergedenkstätte ein „Gefühl der Beklemmung“ und vermutet, auch beim geplanten Gedenkkonzept werde sich das nicht ändern. Auch seine Meinung war gestern gefragt. Weil bei den Plänen zur „erweiterten Gedenklandschaft“ an der Bernauer Straße auch die Öffentlichkeit mitreden soll – und viele Fragen noch offen sind – luden die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Verein Berliner Mauer erstmals zwischen 11 und 16 Uhr zu „Mauerstreifzügen“ ein. Passanten konnten an sechs Informationspunkten zwischen Nordbahnhof und Mauerpark Näheres über die Pläne erfahren sowie Anregungen und Kritik los werden. Am kommenden Sonntag sollen die Streifzüge wiederholt werden.

Wie berichtet, sind unter anderem ein Informationspavillon am Nordbahnhof und eine umfassende Kennzeichnung der Mauerreste geplant. Auch die Mauertoten sollen individuell gewürdigt werden. Mitglieder der Sophiengemeinde fürchteten gestern, dass die Rekonstruktion eines „Kolonnenweges“ der ehemaligen DDR-Grenztruppen den angrenzenden Friedhof beeinträchtigen könnte. Die Veranstalter wollen überhaupt etwas über die Akzeptanz einer erweiterten Gedenkstätte erfahren, etwa auch die Frage klären, wo möglicherweise ein Wachtturm aufgestellt werden könnte. Stadtplaner Günter Schlusche, der die Vorstellungen erläuterte, sprach von einer einzigartigen „Spurendichte“, die der Mauerbau gerade an diesem Ort hinterlassen habe. Am 5. September solle es eine Bürgerversammlung um 19 Uhr im Dokumentationszentrum Berliner Mauer an der Bernauer Straße 111 geben. Noch in diesem Jahr ist ein landschaftsplanerischer Wettbewerb vorgesehen.

Peter Zint sieht vor sich noch die Häuser, aus denen sich Menschen abseilten, stürzten, zu Tode kamen. Er hat die Sprengung der Versöhnungskirche im Grenzstreifen 1985 miterlebt. Die Wut von damals spürt er noch heute. C.v.L.

Weitere Informationen im Internet:

www.berlin.de/mauerdialog

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