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Berlin: Streik bei der S-Bahn abgewendet

Protest gegen Chefposten: Betriebsrat gibt nach

Der Aufsichtsrat der Berliner SBahn hat gestern einen vierten Geschäftsführer bestellt: Ulrich Thon, bisher Geschäftsführer der Regionalbahn in Schleswig-Holstein und der Hamburger S-Bahn. Thon soll sich um die Rationalisierung des S-Bahn-Betriebes kümmern. Noch am Morgen hatte der Betriebsrat „spontane Arbeitsniederlegungen“ gegen die Schaffung einer neuen, kostenintensiven Stelle angekündigt – und zwar berlinweit. Am Nachmittag wurde der Protest überraschend wieder abgesagt.

„Die Faust bleibt doch noch einmal in der Tasche,“ erklärte der Betriebsratsvorsitzende Andreas Tannhäuser: „Zähneknirschend“ werde man den von den „Arbeitgebern durchgedrückten“ neuen Geschäftsführer akzeptieren. „Doch der Konflikt schwelt weiter“, sagte Tannhäuser. „Beim nächsten Knaller der Geschäftsführung“ werde man streiken.

Die Belegschaft hält die Bestellung eines vierten Geschäftsführers für eine Zumutung, solange die S-Bahn auf ihrem Vorhaben beharrt, in den kommenden Jahren 880 der 3800 Beschäftigten zu entlassen. Wie berichtet will die S-Bahn vor allem Stellen beim Bahnsteigpersonal abbauen. „Der vierte Geschäftsführer kostet mit allem Drum und Dran so viel wie 50 Kollegen auf dem Bahnsteig“, hat der Betriebsrat ausgerechnet.

„Diese Rechnung können wir nicht nachvollziehen“, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert gestern. „Wir müssen wettbewerbsfähig werden“, begründete Ahlert die Bestellung des vierten Geschäftsführers. Der bisherige S-Bahn- Chef Ruppert soll sich vor allem um den Bereich Stadtverkehr kümmern, denn die S-Bahn hat vor, auch in den Busverkehr einzusteigen, wenn Ausschreibungen ab 2009 möglich sind. Schon jetzt gehören der Bahn mehrere Busunternehmen.

Der Betriebsratsvorsitzende Tannhäuser bleibt trotz aller Begründungen der Geschäftsführung bei seiner Meinung: „Die S-Bahn ist in den vergangenen zehn Jahren auch mit drei Geschäftsführern erfolgreich gefahren.“

Zuletzt hatten die S-Bahner im April 2004 in einer Protestaktion „spontan“ die Züge gestoppt. Damals ging es um Lohnforderungen. Ha

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