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Berlin: Streit um Jüdisches Gymnasium Opposition veröffentlicht Brief der Direktorin

In der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wird nun auch um deren Schule an der Großen Hamburger Straße gestritten. Ein vertraulicher Brief, den die Leiterin des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn vergangenen Freitag an den Gemeindevorsitzenden geschickt hatte, wurde der Gemeindeopposition zugespielt und gegen den Willen der Direktorin veröffentlicht.

In der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wird nun auch um deren Schule an der Großen Hamburger Straße gestritten. Ein vertraulicher Brief, den die Leiterin des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn vergangenen Freitag an den Gemeindevorsitzenden geschickt hatte, wurde der Gemeindeopposition zugespielt und gegen den Willen der Direktorin veröffentlicht. Barbara Witting hatte gegenüber Gideon Joffe Alarm geschlagen: Die meisten Computer ihrer Schule funktionierten nicht mehr, der neue Hausmeister sei mitsamt allen Schlüsseln abgezogen worden, das Sommerfest stehe infrage. Die Verantwortung dafür trage der Vorstand. Viele Eltern seien zugleich irritiert, dass es Bestrebungen gebe, unter Einbeziehung öffentlicher Mittel ein weiteres Jüdisches Gymnasium auf dem geplanten Wilmersdorfer Campus der Bewegung Chabad Lubawitsch zu bauen – mit Billigung des Gemeindevorstands.

Die Schulleiterin beschrieb in ihrem Brief eine Situation zunehmender Verwahrlosung: Wegen fehlender Schlüssel hätten „wir jetzt keinerlei Zugriff, nicht einmal auf Kopier- und Toilettenpapier“. Reparaturen würden aufgeschoben, Internetverbindungen nicht gewartet, die Unterrichtsvorbereitung sei eingeschränkt, Viren- und Datenschutz nicht gewährleistet. Rahmenlehrpläne seien so nicht umzusetzen, was bereits Eltern zu einer Beschwerde beim Senat veranlasst habe. Durch den teilweisen Ausfall des Verwaltungsnetzwerks könnten Senatsstatistiken nicht fristgerecht und keine Schulausweise erstellt werden. „Unter solchen katastrophalen Zuständen“ sei der Schulbetrieb nicht zu organisieren. Dass der Gemeindevorsitzende sich für weitere jüdische Schulen ausspreche, während den bestehenden die Grundausstattung fehle, empöre die Elternschaft.

Bereits am Freitag hatte der Gemeindevorstand allerdings auf diesen Brandbrief reagiert und die Probleme in Angriff genommen. Verärgert ist die Schulleiterin nun darüber, dass ihr Brief von der Gemeindeopposition ins Internet gestellt wurde – sie fühlt sich instrumentalisiert. Auf der Homepage der Opposition bitten außerdem die Elternvertreter des Gymnasiums andere Eltern, die Repräsentantenversammlung der Gemeinde zum raschen Eingreifen zu bewegen. Man fürchte ansonsten, die Angelegenheit werde von Joffe weiter „auf die lange Bank“ geschoben, auch wegen der anstehenden hohen Feiertage, dem Jüdischen Neujahr und Jom Kippur.

Seit sechs Monaten ist die Opposition damit befasst, die 1860 Unterschriften zu sammeln, die sie für eine Neuwahl der Gemeindeführung braucht. Durch die Vorgänge am Jüdischen Gymnasium sieht sie sich nun bestätigt. „Die Verweigerungshaltung und totale Unfähigkeit“ des Vorstands gefährde die Existenz der Gemeinde, sagt Oppositionssprecher Micha Guttmann. Die Anzahl der gesammelten Unterschriften übertreffe bereits die Beteiligung an der letzten Gemeindewahl. Bis Monatsende hofft Guttmann, Neuwahlen beantragen zu können.

Der Pressesprecher der Jüdischen Gemeinde, Ilan Kiesling, teilte auf Anfrage mit, die Mängel am Gymnasium habe man behoben. Thomas Lackmann

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