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Justizia.

© Helmut Vogler

Amtsgericht Tiergarten: Streit um Parklücke endet mit Bewährungsstrafe für Berliner Autofahrer

Zwei Männer stritten sich in Berlin-Friedrichshain um eine Parklücke im Parkverbot. Dann zückte einer der beiden ein Messer und Reizgas.

Der Küchenchef freute sich und wollte gerade in eine Parklücke einscheren, als ihm ein Transporter die Tour vermasselte. Eigentlich hätte sich der um den Platz gebrachte Rachid A. lautlos aus dem Staub machen müssen. Denn tatsächlich bestand in dem Bereich ein Parkverbot. Doch der Küchenchef sah die Lage anders. Erst stritten sie mit heftigen Worten, dann zückte A. Reizgas und auch ein Messer. 13 Monate später saß er am Freitag vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten und konnte sich seinen Ausraster nicht erklären.

„Ich habe so etwas noch nie gemacht und werde es auch nicht mehr tun“, versicherte der 37-jährige Familienvater. Er ist ein Mann, der bei Polizei und Justiz bislang ein unbeschriebenes Blatt war. Warum fehlten ihm plötzlich Rücksicht und Besonnenheit.

Es könnte mit dem zunehmend aggressiven Klima auf Berlins Straßen zu tun haben. Und auch damit, dass die Akzeptanz von Verkehrsregeln nicht gerade auf dem Vormarsch ist. Der Angeklagte sagte: „Ich wusste, dass man dort nicht parken durften, aber viele haben dort ihr Auto abgestellt.“

"Sie standen Schnauze an Schnauze"

Es war 13.30 Uhr, als A. am 11. Mai 2017 in einem Baustellenbereich in der Liebigstraße in Friedrichshain auf eine Lücke zusteuerte. Doch ein Transporter, mit dem Baumaterial angeliefert werden sollte, versperrte ihm den Weg. „Sie standen Schnauze an Schnauze“, beschrieb ein Zeuge. Erst diskutierten die beiden Autofahrer. Dann kam Gärtner Daniel M. hinzu. Er machte nur eine kurze Bemerkung: „Parken ist hier nicht erlaubt.“ Doch plötzlich wurde A. zum Angreifer.

„Ich habe mich provoziert gefühlt“, gestand der Angeklagte. „Die anderen standen da und haben mich ausgelacht.“ Was er getan habe, tue ihm sehr leid. „Verletzen wollte ich nicht.“

Er schnappte sich den Gärtner, der dort nur seine Arbeit machen wollte. „Er trat in meine Richtung, traf aber nicht“, erinnerte sich der 38-Jährige. Dann habe A. mit Reizgas gesprüht. „Ich bekam es ins Gesicht, es brannte.“ Kurz darauf brachte der Angeklagte auch noch ein Klappmesser ins Spiel. „Er holte aus, ich konnte ausweichen.“ Eine unbeteiligte Zeugin sagte, der Angeklagte sei „sehr verärgert“ gewesen.

Gewalt im Straßenverkehr, die deutlich bestraft wurde. Neun Monate Haft ergingen gegen den Küchenchef – auf Bewährung, weil der Angeklagte nicht vorbestraft ist und sich reuig gezeigt habe, hieß es im Urteil. A. soll außerdem ein Schmerzensgeld von 500 Euro an den attackierten Gärtner sowie zwei Jahre lang monatlich jeweils 100 Euro an die Berliner Tafel zahlen.

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