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Berlin: Strieder ist offen für geschlossenes Tor

Die Berliner freuen sich über den verkehrsfreien Pariser Platz. So soll es bleiben, fordern sie. Es könnte klappen

Von Christine-Felice Röhrs

Noch ist er gesperrt für den Verkehr, der Pariser Platz, und sieht aus wie ein Motiv von der Pralinenschachtel: cremefarbene Gebäude im hellen Licht, Wasserfontänen und Besucher, die die Gehsteige hinter sich lassen, kreuz und quer spazieren und den Kopf in den Nacken legen, um der Quadriga ins Gesicht zu schauen. Keine Busse, keine Taxis, kein Lärm – und vielleicht wird das auch so bleiben. Wie der Senator für Stadtentwicklung, Peter Strieder, am Sonntag dem Tagesspiegel sagte, sei es durchaus möglich, dass der Platz für immer den Fußgängern gehören könnte.

„Ich bin offen dafür, den aktuellen Entschluss zu überdenken“, sagte Strieder. Offiziell soll das Tor am 16. Oktober zumindest für Taxis und Busse wiedereröffnet werden. Das hatte der Senat im August beschlossen. Er habe sich aber von Anfang an vorgenommen, zu beobachten, wie die Menschen auf den wieder erstandenen Platz reagieren, sagte der Senator. Der Beschluss sei also nicht endgültig. Vollsperrung zugunsten der Flaneure – kein Problem für Strieder, „wenn die Mehrheit dafür ist…“

Eine Mehrheit war sich tatsächlich einig, zumindest während einer kleinen Umfrage an diesem Sonntag. Schließung! stimmten die meisten, Berliner wie Besucher. Das Tor solle doch nicht gleich wieder verdreckt werden, meinte Rainer Wackerow aus Wolfenbüttel. Es sei doch ein Denkmal, und als solches wolle man es in Ruhe betrachten, argumentierte Sabine Müller aus Bremen. So schön still hier ohne Verkehr, sagte Wibke Wodarg aus Köln und wies auf die Fontänen an den Flanken des Platzes. Deren Rauschen war weithin zu hören, lauter, als der Verkehr von jenseits des Tores.

Viele Berliner entdecken plötzlich Kleinigkeiten, von denen der bewegte Verkehr das Auge bisher abgelenkt hatte. Das nostalgische Straßenschild. Oder die historischen Vorbildern nachempfundenen Laternenmasten, verziert mit Ranken, Blättern und Sternen. Es gebe zu wenig historische Orte, die allein dem Menschen gehören, sagen manche. Deshalb solle wenigstens der Pariser Platz bleiben, wie er jetzt ist: „fast gemütlich“, oder „wie Baden-Baden in Berlin“.

Die Spaziergänger haben Ideen. Ein Strand könnte aufgeschüttet werden, so wie diesen Sommer an der Seine in Paris. Sonnenstühle müssten in die Mitte. Picknicken sollte man dürfen. Rasen könnte man säen. Es ist, als weckte der neue Pariser Platz die Sehnsucht nach ein wenig Kurpark in der großen Stadt. Nur die Verkäuferin bei der Confiserie Leysieffer mag die Stille nicht: keine Taxis, keine Busse – weniger Kunden. Das ist schlecht für’s Geschäft. Die Taxifahrer werden sich einig sein mit ihr.

Nur noch das Loch links vorm Tor stört die Pralinenschachteloptik, dort soll die amerikanische Botschaft entstehen. Wenn sie gebaut wird, müssen wohl doch wieder Autos und Lastwagen durchs Tor. Denn dann, sagt Peter Strieder, soll ein Teil der Behrenstraße verlegt werden – was wiederum einen neuen Engpass für den Verkehr bedeutet. „Es könnte sein, dass in dieser Zeit das Brandenburger Tor zur Entlastung noch geöffnet bleiben muss.“ Danach stünde den Spaziergängern nichts mehr im Weg.

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