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Bahnarbeiter räumen am Mittwoch nach dem S-Bahnunfall vom Vortag in Berlin-Tegel die Unglücksstelle.

© dpa

Suche nach der Ursache: Entgleiste S-Bahn: Stellwerker hatten keinen Überblick

Die Strecke in Tegel, auf der am Dienstag ein Zug der S-Bahn entgleist war, ist seit Samstag wieder in Betrieb. Die Ursachenforschung geht indes weiter doch die Verantwortlichkeiten sind schwer zuzuordnen..

Vier Tage nach dem Entgleisen einer S-Bahn am Bahnhof Tegel fahren die Züge wieder über die Unglücksweiche. Die Reparaturarbeiten an der Strecke sind abgeschlossen. Die S-Bahn hat den Verkehr zwischen Tegel und Hennigsdorf am Sonnabendmorgen wieder aufgenommen. Ein Zug der S 25 aus Teltow-Stadt war am Dienstag beim Überfahren der Weiche entgleist, weil diese nach Tagesspiegel-Informationen zu früh umgestellt worden war. Die Untersuchung durch die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes kann sich aber Monate hinziehen. Der vermeintlich Schuldige im Stellwerk, das mit zwei Fahrdienstleitern besetzt war, ist ermittelt; die jeweiligen Verantwortlichkeiten sind schwerer zuzuordnen.

Wie für die Gleise ist der Bereich Netz des Bahnkonzerns auch für die Stellwerke zuständig und stellt dafür in der Regel das Personal. Nicht bei der S-Bahn in Berlin. Bei ihr sind ausgesuchte Stellwerke mit Personal der S-Bahn besetzt, das im Auftrag des Netzbereichs arbeitet. Dazu gehört auch die Strecke der S 25 von Schönholz nach Tegel mit den Stellwerken in Reinickendorf, Tegel und Heiligensee. Bei den eigenen Stellwerkern übernimmt die S-Bahn auch die vorgeschriebenen Weiterbildungsmaßnahmen. Vier Mal im Jahr ist Dienstunterricht vorgeschrieben und alle zwei Jahre eine Prüfung, die die Bahntochter DB Bildung vornimmt.

Bilder vom Unfallort:

Auch die Einsätze im Stellwerk sind streng geregelt: Nach einer Einweisung in den Betrieb und einer Prüfung gibt’s ein Zertifikat, das den Dienst erlaubt. Die Zulassung erlischt, wenn der Mitarbeiter einen vorgegebenen Zeitraum nicht auf dem für ihn zugelassenen Stellwerk im Einsatz war. Um dann dort wieder arbeiten zu können, ist eine neue Einweisung erforderlich. Deshalb gab es am Unfalltag eine Doppelbesetzung im Stellwerk. Dass nach einem Blitzeinschlag in der Nacht zuvor die üblichen Sicherungsanlagen ausgefallen waren, spielte dabei keine Rolle, heißt es bei der Bahn. Wie berichtet, hat die Gleisfreimeldeanlage nicht funktioniert, die dem Stellwerker zeigt, auf welchem Abschnitt des Gleises sich ein Zug befindet. Fällt diese automatische Anlage aus, muss sich der Stellwerker auf anderen Wegen überzeugen, dass das Gleis frei ist, ehe er Signale und Weichen umstellt. Da die Unfallweiche vom Stellwerk aus nicht zu sehen war, hätten die Mitarbeiter Kontakt mit dem Triebfahrzeugführer oder mit dem Personal des Stellwerks in Heiligensee aufnehmen müssen.

Dies ist am Dienstag unterblieben. Nach Tagesspiegel-Informationen waren die Stellwerker von einem Monteur im Relaisraum aufgefordert worden, die Weiche „so schnell wie möglich“ umzustellen, um die Funktion testen zu können. Die Arbeiten waren nach dem Blitzeinschlag erforderlich geworden. Jetzt funktioniert auch die Gleisfreimeldeanlage wieder.

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