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Berlin: Suchen und finden

In den Studios des ehemaligen DDR-Rundfunks treffen sich Sänger, Texter und Produzenten

Von Nana Heymann

Letztlich ist es nur eine Frage des Durchhaltevermögens. Um das zu gewährleisten, stehen im „Planet Roc Studio“ vorsichtshalber neun Packungen Kaffee bereit, sorgsam aufgereiht. „Das sollte für das Wochenende reichen“, sagt Studiobetreiber Werner Krumme. Insgesamt 32 Künstler aus der Musikbranche hat er zum „Songwriter-Meeting“ in die Studios auf dem Gelände des ehemaligen Rundfunks der DDR geladen. In Treptow treffen Sänger und Musiker auf Texter, Komponisten und Produzenten; einige von ihnen sind extra aus Großbritannien, Frankreich oder Schweden angereist, mit vielen Ideen im Gepäck.

Man kann sich das Ganze als eine Art Kontaktbörse und Musikplattform vorstellen. Gemeinsam soll an neuen Liedern gearbeitet werden. Dafür steht den Teilnehmern des Treffens zwei Tage lang die Studiotechnik zur Verfügung. Da gilt es, keine Zeit zu verlieren: Nach einem kurzen Kennenlernen formieren sich schon die ersten Gruppen für den Musik- und Arbeitsmarathon.

Sandy Mölling, ehemaliges Mitglied der Casting-Gruppe No Angels, zieht sich unverzüglich in eines der Studios im ersten Stock zurück. In dem spartanisch eingerichteten Raum mit Spreeblick geht sie mit Produzent Per Aldheim und Songwriter Tony Cornelissen Vorschläge für Melodien und Texte durch. „Wir wollen sie ein bisschen rockiger machen“, sagt Aldheim. Er hat bereits eine genaue Vorstellung davon, wie das am Ende klingen soll, schließlich hat er schon mit den britischen Hardrockern Def Leppard zusammengearbeitet. Am Computer spielt ihr der Schwede ein Songfragment mit griffig scheppernden Gitarren-Akkorden vor.

Die bislang vornehmlich auf Pop abonnierte 24-Jährige ist durchaus angetan, will es bei einem kurzen Spaziergang mit ihrem Hund aber erst einmal auf sich wirken lassen. Währenddessen singt sich unten im Foyer schon mal der Sänger Marlon warm. Vor drei Jahren nahm der Teenager die Single „Lieber Gott“ auf, ein Duett mit Peter Maffay. Nun will er seine zweite Platte herausbringen, ein paar Stücke fehlen ihm dafür allerdings noch. „Bislang sind auf dem Album vor allem Balladen drauf. Vielleicht krieg ich mit einem der Leute hier ja ein paar schnellere Nummern auf die Reihe.“

Er sei zu dem Meeting gekommen, um möglichst viel zu schaffen, sagt der 17-Jährige. Und so ist bereits am Nachmittag die erste Nummer „Wenn DU Vor Mir Stehst“ fertig, ein Lied mit Tanzpotenzial, eingesungen unter Anweisung von Christian Neander. Der Songschreiber und Gitarrist der Gruppe Selig ist zufrieden: „Das klingt ganz gut, jetzt müssen wir noch an den Feinheiten feilen.“

Allzu lang darf das nicht mehr dauern, denn eine Tür weiter steht bereits das Elektronik-Duo Taxi an den Reglern des Mischpults und wartet auf Marlon. Auch sie wollen mit dem Hannoveraner produzieren, „denn er hat eine außergewöhnliche Stimme.“ Ein Problem gibt es dabei allerdings noch: Die zwei Briten sind ausschließlich auf elektronische Sounds aus dem Computer fixiert, Sänger Marlon hingegen auf seine Akustikgitarre.

Am späten Abend dringt aus jedem der acht Aufnahmeräume ein anderer Sound, eine andere Stimme. Während Sandy ihr Stück gegen elf im Kasten hat, stehen Marlon, Martin Kesici, die Murphy Brothers und andere immer noch am Mikrophon. Der ein oder andere Kaffee wird da wohl noch getrunken.

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