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Berlin: TAGEBUCH

„Das heroische Ringen um das Zentrum der Reichshauptstadt hält mit unverminderter Heftigkeit an. In erbitterten Häuser und Straßenkämpfen halten Truppen aller Wehrmachtsteile, Hitlerjugend und Volkssturm den Stadtkern.

„Das heroische Ringen um das Zentrum der Reichshauptstadt hält mit unverminderter Heftigkeit an. In erbitterten Häuser und Straßenkämpfen halten Truppen aller Wehrmachtsteile, Hitlerjugend und Volkssturm den Stadtkern. Ein leuchtendes Sinnbild deutschen Heldentums.“

(Aus „Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt… Der deutsche Wehrmachtbericht“, Biblio-Verlag 1982)

Erinnerungen eines Berliners: „In der Nacht vom 30.4. zum 1.5. folgte ich einem natürlichen Bedürfnis, stieg die Kellertreppe hinauf, öffnete die Kellertür um einen Spalt. (…) Da nahm ich auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes mehrere geduckte Gestalten wahr, die sich unserem Mietshaus näherten. Ich lief die Kellertreppe hinunter und rief: ’Aufstehen! Der Iwan ist da.’ (…) Mein Herz schlug bis zum Hals. (…) Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis einige der Soldaten die Kellertreppe hinunterkamen. (…) Mehrere Rotarmisten mit Maschinenpistolen im Anschlag blickten in den Luftschutzraum. Sie sahen mehr als ein Dutzend Zivilisten mit erhobenen Armen. (…) Als ein junger russischer Soldat auf meine Armbanduhr zeigte und eine unmißverständliche Bewegung machte, glaubte ich, er wolle wissen, wie spät es sei. Als er mir die Uhr vom Handgelenk riß, ließ mich dies relativ unberührt. Das Bewußtsein, das Naziregime und die Befreiung überlebt zu haben, war stärker als alle anderen Gefühle.“

(Gerd Doerry, Tagesspiegel-Leser)

Tagebuch einer Berlinerin: „Ab acht Uhr wieder der übliche Betrieb durch die offene Hintertür. Allerlei fremdes Mannsvolk. Plötzlich sind zwei oder drei da, drücken sich um mich und die Witwe herum, suchen uns anzufassen, sind gierig wie die Füchse. Meistens kommt aber einer von den uns bereits bekannten und hilft uns, die Fremden abzuwimmeln. Ich hörte, wie Grischa ihnen das Tabu steckte, wie er Anatols Namen nannte. Und ich bin ganz stolz darauf, daß es mir wirklich gelungen ist, mir einen der Wölfe zu zähmen, wohl den stärksten aus dem Rudel, damit er mir den Rest des Rudels fernhalte.“

(Aus „Anonyma. Eine Frau in Berlin“, Eichborn 2002, als Taschenbuch bei btb)

Tagebuch einer 17-Jährigen: „War bei Bombeneinschlag mit Frau Behrendt oben an der Treppe zum Keller. Die Russen sind da. Sie sind total besoffen. Nachts Vergewaltigungen. Ich nicht. Mutti ja. Manche 5-20 mal.“

(Aus „Berlin 1945“, Katalog zur Ausstellung der Topographie des Terrors)

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