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Berlin: Tanzen für Afrika

Jeder Cocktail eine gute Tat – das galt Dienstagnacht im Sage Club. Zum ersten Mal gab es eine Charity-Party zugunsten eines Krankenhaus-Projekts

Glitzernde Abendkleider? Fehlanzeige. Statt eines Fünf-Gänge Menüs gibt es Backkartoffeln. Und bei der Versteigerung geht es wenig glamourös zu: „Ahh, der Mann mit dem schlechten Haarschnitt bietet 45 Euro“, kreischt der Auktionator ins Mikrofon und hält einen blauen Trainingsanzug hoch in die Luft. „Hast du die Frisur von Mama oder vom Cut-and-Go- Friseur?“

Eine Charity-Party im Sage Club ist eben kein gediegener Wohltätigkeitsball. Anstelle eines guten Dinners gab es in der Nacht zu Mittwoch gute Musik im Angebot. Zahlreiche Star-DJs wie Anja Schneider und Dr.Motte standen am Plattenteller, ohne Gage. Und auch das übrige Party-Team verzichtete auf Bezahlung. Denn mit den Einnahmen der „Brennpunkt Afrika“-Feten, die in Zukunft regelmäßig stattfinden werden, wird ein Krankenhaus im Senegal saniert. Dieses Mal kamen 15 800 Euro zusammen. Initiiert wurde das Projekt von den Flugbegleiterinnen Katharina von Ballestrem und Cynthia Clottey.

Mit den langen geflochtenen Rastazöpfen, die von einem modischen Kopftuch zusammengehalten werden, passt Cynthia Clottey gut in den Sage Club, genau wie die zierliche Katharina von Ballestrem. Dass die beiden ihren Urlaub regelmäßig im Senegal verbringen, um Kisten zu schleppen und mit großen Lastwagen über ungeteerte Straßen zu holpern, mag man gar nicht glauben. Doch auf ihren Flügen nach Afrika nehmen die jungen Frauen schon seit zehn Jahren regelmäßig Spielzeug oder Schulmaterial mit, das sie in Deutschland gesammelt haben. „Wir haben durch unseren Beruf gesehen, wie schlecht es den Leuten dort geht, da wollten wir helfen“, sagt Katharina von Ballestrem. Die Idee für die Charity-Fete kam zustande, weil Cynthia Clottey im Sage Club Stammgast ist. „Einmal habe ich hier Geld für ein Waisenhaus gesammelt, und so hat einer der Besitzer, Jan Schröder, gesehen, dass sein Publikum sich für so etwas interessiert“, sagt die 39-Jährige. Als sie mit der 32-jährigen Katharina von Ballestrem das Projekt mit dem Krankenhaus plante, flog Schröder dann im Juni mit in den Senegal. „Danach war er dabei“, sagt Clottey.

Ist Charity jetzt cool? Das glaubt zumindest Mo Asumang, die genau wie Ben Becker das Projekt unterstützt. Tatsächlich ist der Club rappelvoll. Zu der Versteigerung im Innenhof, auf der man Jeans oder eine VIP-Nacht im Sage Club erstehen kann, gesellen sich dann aber doch nur zwei Dutzend Neugierige. Die meisten Besucher sind offenbar in erster Linie wegen der Musik gekommen. „Ich gehe normalerweise unter der Woche nicht weg, aber die DJs sind einfach super“, brüllt eine junge Frau auf der Tanzfläche. Dass die Party „so ’ne Charity-Fete für Afrika“ ist, findet sie aber trotzdem gut. Genau wie der 24-jährige Gast neben ihr. „Man spendet ja gerne“, sagt er und ruft dann laut „Jaaaaa!“ in Richtung Bühne. Gerade hat der DJ gefragt: „Do you feel good?“

Anne Seith

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