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Berlin: Tempelhof bleibt am Start

Luftfahrtbehörde verschiebt Schließung um ein Jahr bis zum Herbst 2008. Bahn will immer noch fliegen

Der Hickhack um den Flughafen Tempelhof geht weiter. Für den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ist das Scheitern des Vergleichvorschlags über das Ende des Flugbetriebs eine „verpasste Chance“, weil der Vergleich eine „vernünftige und faire Lösung unter Berücksichtigung der Interessen aller gewesen wäre“. Die Befürworter eines weiteren Flugbetriebs wie die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT) sehen im Scheitern dagegen eine „weitere wichtige Entscheidung auf dem Weg zur Offenhaltung von Tempelhof“. Und die Deutsche Bahn erneuerte ihr Angebot, den Flughafen zu übernehmen und in eigener Regie weiter zu betreiben.

Nach dem Scheitern des Vergleichsvorschlags des Oberverwaltungsgerichts will die Luftfahrtbehörde ihren Schließungsbeschluss ändern und um ein Jahr verschieben. Diese Möglichkeit hatten die Richter der Luftfahrtbehörde bei einem Scheitern des Vergleichs angeboten.

Ursprünglich wollte die Luftfahrtbehörde den Flugbetrieb bereits am 31. Oktober 2007 beenden. Dagegen hatten 13 Luftfahrtunternehmen aus Tempelhof geklagt. Das Oberverwaltungsgericht hatte in der Verhandlung dann vorgeschlagen, die Schließung um ein Jahr auf den 31. Oktober 2008 zu verschieben.

Damit wollten die Richter vor allem den Geschäftsfliegern wie der Windrose Air (siehe Interview) entgegenkommen, die von Tempelhof nach Schönefeld ziehen müssten. Diese wehren sich dagegen, weil die Verkehrsanbindung unzureichend sei. Im Mai 2008 soll allerdings die durchgehende Autobahn vom Berliner Stadtring bis zum Flughafen fertig sein. Damit verbessert sich auch die Anbindung ans Stadtzentrum, weshalb das Gericht eben den Oktober 2008 als Schließungstermin vorschlug.

Nach Angaben des Oberverwaltungsgerichts (OVG) haben von den 13 Klägern nur drei den Vergleichsvorschlag angenommen; darunter ist die Linienfluggesellschaft Cirrus Airlines. Zwei Unternehmen, unter anderem Windrose Air, wiesen den Vorschlag „ausdrücklich“ zurück, die anderen gaben keine Erklärung ab.

Jetzt wird es am 30. Januar eine neue Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht geben, in der es darum geht, ob nun der Schließungstermin 2008 Bestand haben wird. Da die Richter selbst diesen Vorschlag gemacht hatten, ist nicht damit zu rechnen, dass sie ihm nun widersprechen werden.

Unabhängig vom längeren Betrieb in Tempelhof, der nach Angaben der Flughafengesellschaft nochmals etwa zehn Millionen Euro kosten wird, wird in Tegel der Bau des neuen Terminals Ost fortgesetzt. Dessen Bau ist auch erforderlich, um den Verkehr der Linienfluggesellschaften aus Tempelhof aufnehmen zu können. Gebraucht wird der Bau aber auch, weil es durch verstärkte Sicherheitskontrollen Engpässe im bisherigen Abfertigungsbereich gibt. Gegen den Bau läuft allerdings eine Klage. Auch in Schönefeld müssten Hangars und ein Abfertigungsbereich für die Geschäftsflieger gebaut werden. Ob diese Arbeiten jetzt aufgeschoben werden, wollte Flughafensprecher Ralf Kunkel gestern nicht sagen.

Der Antrag der Bahn, Tempelhof zu übernehmen, werde weiter geprüft, sagte Manuela Damianakis, die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung. Die Bahn will den bisherigen Flugbetrieb bis zur vorgesehenen Eröffnung des ausgebauten Flughafens in Schönefeld, voraussichtlich Ende 2011, fortsetzen. Anschließend solle es in Tempelhof nur noch Geschäftsflüge geben – unter anderem als Zubringer für das vorgeschlagene Gesundheitszentrum des amerikanischen Unternehmens CED um den Manager Fred Langhammer.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Rzepka forderte den Senat gestern auf, das Angebot „wohlwollend und vorurteilsfrei“ zu prüfen. CDU-Landeschef Ingo Schmitt will den Schließungsbescheid komplett aufheben lassen. Eine Verschiebung wäre „nur eine verlängerte Galgenfrist für den City-Airport“.

Die Unterschriftensammlung für ein Volksbegehren zur Offenhaltung des Flughafens wird fortgesetzt. Da es rechtlich keine Folgen habe, forderte Claudia Hämmerling (Grüne), die Initiative einzustellen. Und die PDS-Abgeordnete Jutta Matuschek verwies auf die Anwohner in der Einflugschneise, die ein Recht auf Lärmschutz und Sicherheit hätten.

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