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Theater an der Parkaue: Puppetmastaz: HipHop-Märchen aus Latex

Die Puppetmastaz melden sich zurück. Die Berliner Handpuppen-HipHopper rappen und spielen nun am Theater an der Parkaue. Das Stück heißt "Das Kristallherz" und ist ein HipHop-Märchen.

Die Weltherrschaft? „Die ist eine Nummer zu groß für uns“, sagt die grüne Eidechse mit dem Footballtrikot. „Es gibt einfach mehr Menschen als Puppen.“ Dafür macht die Hip-Hop-Band Puppetmastaz nun Theater. Im Theater an der Parkaue in Lichtenberg spielen die Echse mit dem Namen Wizard the Lizard und seine Kumpanen das eigens geschriebene Stück „Das Kristallherz“.

Das Werk ist ein Hip-Hop-Märchen, denn die Puppetmastaz sind eine Berliner Hip-Hop-Band und in der Szene weltweit bekannt. Das Besondere: Die Band besteht aus Handpuppen. Die heißen nicht nur Lizard the Wizard, sondern auch Mr. Maloke – ein Maulwurf – oder Croucholina; sie ist eine Kröte. Mittlerweile zählt die Truppe aus Latex und Kaltschaum 32 Mitglieder, und nach der Auflösung vor drei Jahren sind sie nun zurück.

Gerade steuert Paul Affeld die Eidechsenpuppe. Mitte der 90er Jahre gründete der Berliner mit Freunden die Puppetmastaz. „Wir dachten uns: Es kann doch nicht sein, dass es so eine Band nur in Filmen gibt, wie die Fraggles und die Muppet Show.“ Im Gegensatz zu den berühmten Kollegen haben die rappenden Kreaturen eine viel größere Klappe. Weil in der Band auch Kanadier, Engländer und ein Rumäne dabei sind, einigte man sich darauf, englische Texte zu rappen. 1996 war dann der erste Auftritt im Ex-Kreuz-Club im einstigen Reichsbahnbunker in der Albrechtstraße in Mitte. Seit 2003 ist dort die Privatsammlung des Wuppertaler Sammlers Christian Boros zu sehen. Seit 1999 touren die Hip-Hop-Figuren um die Welt. Die Gesichter der acht Puppenspieler bleiben bei den Auftritten stets verborgen, die Fans feiern ausschließlich mit den Kreaturen.

Nun tauschen die ungleichen Charaktere Clubs gegen Theaterbühne. Im Stück „Kristallherz“ kommen Mr. Maloke und Croucholina auf die Erde, um der frustrierten Karona zu helfen, ihre Lebensfreude wiederzufinden. Doch anstatt die Schule zu besuchen, gehen sie lieber mit Karona feiern. Dann erfahren sie von Glaspfeifenente und Kohlenmichel, die Wünsche erfüllen können. Im Stück geht es um Freundschaft, emotionale Kälte und um Gier. „Das ganze Menschliche geht mir auf den Keks“, lässt Affeld Lizard the Wizard mit verstellter Stimme sagen. Den Menschen gehe es immer um Geld, um Karriere. Wichtig sei doch viel mehr die Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen. Das wollen die Kreaturen Kindern und Erwachsenen näher- bringen.

Die Künstler hätten sich auch bei anderen Stücken bedient, sagt Affeld. „Es ist eine Mélange aus Clockwork Orange, Pinocchio und ’Das kalte Herz’.“ Nach „Frankensteins Rotkäppchen“ an der Volksbühne ist das „Kristallherz“ bereits das zweite Theaterstück der Puppen. „Im Theater kann man sich Zeit nehmen, alles richtig in Szene setzen“, sagt Affeld. „So kommen wir mal aus dem Touralltag raus.“ Statt im Hinterzimmer der Clubs oder an Flughäfen und in Tourbussen herumzulungern, können sie nun Geschichten entwickeln und Dialoge schärfen.

Auch wenn die Puppen im Alltag mit den Menschen gut auskommen müssen und mit ihnen sogar auf der Theaterbühne stehen, bleiben sie gerne unter sich. Lizard the Wizard telefoniert ab und zu mit Flat Eric, der gelben Puppe, die 1999 in einem Musikvideo von Mr. Oizo wild in die Kamera nickte. Der Kontakt zu Schweinchen-Diva Miss Piggy aus der Muppet Show dagegen sei nur noch lose vorhanden. „Die ist zu einer Karrieremaus geworden“, sagt die Echse. „Wir halten den Spirit aufrecht: schwitzen, zappeln, laute Musik.“ Fürs kommende Jahr ist das neue Album mitsamt Deutschlandtour angekündigt. In Österreich und in der Schweiz ist die Platte bereits erschienen, doch da sind die Puppetmastaz auch viel erfolgreicher als in der Heimat. „Da kennen uns sogar die Dorfbewohner“, sagt Affeld. In Berlin kennen sie nun neben den Hip-Hop-Fans auch die Theatergänger. Christoph Spangenberg

Das Kristallherz, für Kinder ab 12 Jahre, Karten ab 7 Euro. Theater an der Parkaue, Parkaue 29, Lichtenberg. Informationen und Termine auf www.parkaue.de

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